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Fachkräftemangel

Trendumkehr: Springerpool statt Leiharbeit

Zeitarbeit hilft, Personalengpässe zu überbrücken. Doch wegen hoher Kosten setzen Einrichtungen immer öfter auf andere Lösungen.

Eine Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit (BA) hat ergeben, dass die Zahl der Pflegekräfte in Deutschland im Dezember 2023 innerhalb eines Jahres um rund ein Prozent auf rund 1,8 Millionen Personen gestiegen ist. Gleichzeitig ist die Zahl der bei Personaldienstleistern beschäftigten Zeitarbeitskräfte in der Pflege um vier Prozent auf 32.368 Personen gesunken. Ihr Anteil an allen Beschäftigten in der Pflege beträgt damit nur noch 1,8 Prozent.

Es sei deshalb "unseriös", von einem Boom der Zeitarbeit in der Pflege zu sprechen, sagte der Präsident des Gesamtverbands der Personaldienstleister (GVP), Christian Baumann, im Handelsblatt am Dienstag. Er hatte die Sonderauswertung in Auftrag gegeben.

Zeitarbeit als "unverzichtbares Flexibilitätsinstrument" bei Personalengpässen

Baumann warnte die Politik, den Einsatz von Zeitarbeitskräften weiter einzuschränken, wie dies etwa der Bundesrat in einer Entschließung vom Februar dieses Jahres gefordert hatte. "Zeitarbeit ist nach wie vor ein unverzichtbares Flexibilitätsinstrument, um kurzfristige Personalengpässe zu überbrücken", so Baumann in der Wirtschaftszeitung weiter.

Tatsächlich könnten von Personaldienstleistern entliehene Pflegekräfte Ausfälle beim Stammpersonal beispielsweise durch Krankheit, Urlaub oder Schwangerschaft überbrücken oder bei Besetzungsschwierigkeiten helfen, berichtet das Handelsblatt. Denn Stellenangebote für examinierte Altenpflegefachpersonen seien laut Bundesagentur für Arbeit im Bundesdurchschnitt 246 Tage unbesetzt.

Auch könne der Einsatz von Zeitarbeit helfen, den Abbau von Betten und die Schließung von Stationen zu verhindern. Dazu seien Einrichtungen gezwungen, wenn sie die gesetzlich vorgegebenen Personalschlüssel nicht erreichten. Das sichere den Einrichtungen letztlich wichtige Einnahmen, argumentierte Baumann.

Keine Grundlage für gesetzliche Eingriffe

Pflegefachpersonen, die über eine Zeitarbeitsfirma angestellt sind, verdienten im Krankenhaus rund 3,7 Prozent mehr als die Stammbelegschaft; in der Altenpflege seien es 3,5 Prozent mehr, schreibt die Tageszeitung mit Verweis auf eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Allerdings kosten sie die Einrichtung deutlich mehr. 

Seitdem der Gesetzgeber mit dem Gesetz für bessere und unabhängigere Prüfungen (MDK-Reformgesetz) im Jahr 2020 und zuletzt 2023 mit dem Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz die Refinanzierung der Kosten für Zeitarbeitskräfte beschränkt hat, seien Kliniken und Pflegeeinrichtungen gezwungen gewesen, verstärkt nach internen Lösungen zu suchen, um Flexibilität in der Personalplanung zu gewährleisten, erläuterte GVP-Präsident Baumann. Die Gesetze sähen vor, dass die Kosten nur bis zur Höhe des Tariflohns des Stammpersonals refinanziert werden. Infolgedessen würden vermehrt Springer- und Poollösungen genutzt, um internes Personal flexibel einsetzen zu können.

Insgesamt verdeutliche der Rückgang von Zeitarbeit in der Pflege, dass die Forderungen nach gesetzlichen Eingriffen keine Grundlage haben. Die Gesundheitsbranche habe bewiesen, dass sich der Markt selbst regulieren kann, so Baumann.

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