Das St. Marien-Krankenhaus Berlin nutzt seit Ende 2019 einen Flexpool für Pflegepersonal – und fährt so gut damit, dass zumindest auf den Normalstationen mittlerweile fast gänzlich auf Leasingpersonal verzichtet werden kann.
Der Pool werde von den Mitarbeitenden gut angenommen; das Poolpersonal sei auf den Stationen in den Teams gut integriert, resümiert Pflegedirektor Timo Bechtel im Interview mit der Berliner Krankenhausgesellschaft.
Hausinterner Personalpool statt Pflegepersonal in Zeitarbeit
In der Regel würden die Flexpool-Mitarbeitenden pro Station rund eine Woche eingearbeitet, könnten die Geschwindigkeit dabei aber selbst mitbestimmen. Auf das gesamte Haus betrachtet, sei eine Pflegefachperson in Vollzeit durchschnittlich in eineinhalb Monaten durch mit der Einarbeitung und fange dann an, einzuspringen. Regelmäßige Feedbackgespräche evaluierten den Einarbeitungsstand.
Verglichen mit Springerpools sei der Flexpool im St. Marien-Krankenhaus deutlich flexibler. In Springerpools müssten die Mitarbeitende in drei Schichten arbeiten. Verkürzte Dienste von beispielsweise maximal vier Stunden seien meist nicht vorgesehen.
Im Berliner Klinikum bestimme die Pflegefachperson, wann und wie sie arbeiten wolle. Könne jemand zum Beispiel immer erst um 8 Uhr morgens beginnen, werde das auch in einer Zusatzvereinbarung zum Arbeitsvertrag festgehalten. Gleichzeitig seien dafür Arbeitsprozesse umzuverteilen und umzuorganisieren gewesen. Am Monatsende gäben die Mitarbeitenden den Dienstplan für den Folgemonat an. Auch die Urlaubsgestaltung könnten Pflegende nahezu unabhängig voneinander gestalten. Lediglich in Hochzeiten, wie Sommerurlauben, müsse etwas stärker eingegriffen werden, damit nicht alle gleichzeitig weg seien.
Mindestarbeitszeit: vier Stunden
Bechtel betont:
"Das Einzige, was wir vorgeben, ist der Einsatzort und dass der Mitarbeiter mindestens vier Stunden am Tag arbeiten muss. Am Tag des Einsatzes bekommt er dann an unserer Information den Einsatzort für den Tag mitgeteilt. Auch hier verhält es sich bei uns im Haus so, dass meistens eine Dienstperiode auch auf der gleichen Station abgeleistet wird. Somit kommt es in den seltensten Fällen vor, dass der Mitarbeiter jeden Tag auf einer neuen Station eingesetzt wird."
Die Mitarbeitenden hätten "sehr schnell" die positiven Effekte durch den Flexpool erlebt, beteuert der Pflegedirektor, sodass die Einführung des Pools "relativ problemlos" verlaufen sei.
Das St. Marien-Krankenhaus ist ein Klinikum im Süden von Berlin. 450 Mitarbeitende kümmern sich jährlich um rund 30.000 Patientinnen und Patienten.