Das Konzept einer 4-Tage-Woche für Pflegende boomt. Jetzt testet das nächste Krankenhaus auf einer Pilotstation den Ansatz. Zum 1. August hat das Klinikum Stadt Soest Früh-, Spät- und Nachtschicht auf dieser Station auf 9 Stunden und damit um 2 Stunden mehr als bislang ausgedehnt. Das entspräche einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden und damit der tariflichen Arbeitszeit einer Vollzeitstelle, teilte das Klinikum am Dienstag mit.
Mehr freie Tage für Pflegepersonal
Die Besetzung der Dienste auf Station werde von der Änderung nicht negativ beeinflusst. Im Gegenteil: Zur Mittagszeit, wenn das Arbeitsaufkommen am höchsten ist, sei die Schichtstärke doppelt so hoch wie im bisherigen Modell.
Vorteil des Arbeitszeitmodells: eine bessere Work-Life-Balance dank einer deutlichen Erhöhung der freien Tage. Bislang leisteten Pflegende am Klinikum 11 Dienste in 14 Tagen, im Pilotmodell seien es nun 8 Dienste im gleichen Zeitraum.
Projekt war Wunsch der Pflegenden
Zudem bestehe für Mitarbeitende die Möglichkeit, in Vollzeit zu arbeiten, auch wenn sie keine vollen 5 Tage in der Woche arbeiten könnten.
In Workshops zu alternativen Arbeitszeitmodellen hätten Pflegende das Dienstmodell selbst mitentwickelt. Um den Erfolg der 4-Tage-Woche zu evaluieren und mögliche Anpassungen vorzunehmen, seien regelmäßige Gespräche im zweiwöchigen Rhythmus zwischen der Station, der Pflegedirektion, dem Betriebsrat und der Personalabteilung geplant.
Ausweitung auf gesamte Pflege am Klinikum geplant
Gelingt das Pilotprojekt, soll das Modell langfristig für die gesamte Pflege am Klinikum umgesetzt werden.
Ähnliche Angebote mehren sich mittlerweile in der Pflege. So locken das Klinikum Bielefeld und Ameos Nord Pflegefachpersonen mit besonderen Benefits an ihre Häuser und haben die Waldkliniken Eisenberg sogar einen eigenen Tarifvertrag geschlossen, der eine 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich verspricht. Auch die Landestarifgemeinschaft des Deutschen Roten Kreuzes Sachsen-Anhalt hat sich auf einen "Modelltarifvertrag 36/4" verständigt.