Der Wettbewerb um Pflegepersonal wird für Kliniken zur Überlebensfrage. Gelingen muss der Spagat zwischen attraktiveren Arbeitsplätzen bei gleichzeitiger Entlastung der Mitarbeitenden. Das Klinikum Bielefeld und Ameos Nord gehen dabei unterschiedliche Wege in der Personalpolitik und locken Pflegefachpersonen mit besonderen Benefits an ihre Häuser.
Bessere Work-Life-Balance durch 4-Tage-Woche
Für eine bessere Work-Life-Balance setzt das Klinikum Bielefeld zum Beispiel auf eine 4-Tage-Arbeitswoche. Ab Juli startet ein entsprechendes Pilotprojekt für Pflegefachpersonen einer Station am Standort Rosenhöhe, die bislang in Vollzeit arbeiten.
Der stellvertretende Direktor für Pflege- und klinisches Prozessmanagement am Klinikum Bielefeld, Timo Jost, sagte am Mittwoch:
"Wir sind überzeugt, dass der Pilotversuch der 4-Tage-Arbeitswoche ein wichtiger Schritt in Richtung einer besseren Arbeitsplatzgestaltung und damit auch einer besseren Patientenversorgung ist."
Im Rahmen des Pilotprojekts werden Früh-, Spät- und Nachschicht auf eine Dauer von 9 Stunden angepasst. Damit kommen die Mitarbeitenden auf eine Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden. Das entspricht der tariflichen Arbeitszeit einer Vollzeitstelle. Die Besetzung der Dienste auf Station werde durch die Anpassung der Schichten nicht negativ beeinflusst, so die Hoffnung des Klinikums.
Angebot für Stammpersonal und neue Pflegefachpersonen
Die Vorteile des Projekts seien eine Verdoppelung der freien Tage (statt 11 Dienste in 14 Tagen, dann 8 Dienste in 14 Tagen) und die Möglichkeit für Mitarbeitende, die aufgrund privater Verpflichtungen keine vollen 5 Tage in der Woche arbeiten könnten, dennoch in Vollzeit zu arbeiten – sofern dies gewünscht sei.
Am Standort Bielefeld Mitte plant das Klinikum zwei weitere Pilotstationen mit 4-Tage-Arbeitswoche.
Das Projekt soll nach Angaben des Klinikums allerdings Modellcharakter für die gesamte Pflege des Hauses haben.
Mitarbeitende des Klinikums können sich für das Pilotprojekt bewerben. Zusätzlich startet das Klinikum eine Werbekampagne, um auch externe Pflegefachpersonen für das Projekt zu gewinnen.

Eigener Dienstwagen für Pflegende
Bereits Pflegepersonal hinzugewonnen hat Ameos Nord mit seiner E-Auto-Aktion. An seinen Standorten in Holstein und Bremerhaven haben in diesen Tagen die ersten Pflegefachpersonen ihr persönliches Dienstfahrzeug erhalten.
Das E-Auto erhalten im Rahmen eines Recruiting-Pilotprojekts derzeit Pflegende, die in Vollzeit eine Tätigkeit in den Psychiatrischen Ameos Klinika und der Ameos Pflege in Holstein sowie den Ameos Klinika in Bremerhaven aufnehmen.
Mehr als 30 Pflegefachpersonen eingestellt
Der Arbeitgeber übernimmt bei den Leasingfahrzeugen die Kosten für Ladestrom, Wartung und Reparaturen. Auch steuerlich fahren die Mitarbeitenden mit dem E-Auto nach Klinika-Angaben "deutlich günstiger" im Vergleich zu einem Auto mit Verbrennermotor.
Ameos-Nord-Regionalgeschäftsführer Stephan Freitag sagte:
"Die Situation auf dem Fachkräftemarkt ist so angespannt, dass wir uns als attraktiver Arbeitgeber heute bei den Fachkräften bewerben. Wir zeigen unsere Wertschätzung für die Mitarbeitenden auch damit, indem wir als Gesundheitsunternehmen in diesen krisenhaften Zeiten bereit sind, gute Angebote für sie zu schaffen und unsere Einrichtungen verlässlich steuern."
Seit dem Start des Projekts Anfang März haben die Ameos Einrichtungen mehr als 30 Pflegefachpersonen eingestellt, teilte das Unternehmen gegenüber BibliomedPflege mit. Vor allem für junge Menschen sei das Angebot sehr interessant, da mit dem Berufseinstieg in der Region fast alle auf ein Auto angewiesen seien. Insgesamt haben die drei Ameos Klinika in Bremerhaven, die Klinika in Neustadt, Kiel, Preetz, Heiligenhafen und Lübeck sowie die Ameos Pflege Holstein seit Beginn der Fiat-Kampagne rund 90 Bewerbungen erhalten. Das seien deutlich mehr als in einem ähnlichen Vergleichszeitraum vor dem Start des Pilotprojekts.
Insgesamt hat Ameos Nord eingenen Angaben zufolge 60 Autos bestellt. Auch die Stammbelegschaft soll von entsprechende Angeboten künftig profitieren.