Deutschland fehlt immer mehr Pflegepersonal. Die Bundesregierung hat deshalb vor wenigen Tagen das Einwanderungsgesetz modernisiert und will nun in Indien verstärkt um Pflegefachpersonen werben. In Sachen Fachkräftegewinnung kooperieren Deutschland und Indien bereits seit Längerem. Jetzt soll die Kooperation ausgebaut werden.
Mangel an Pflegefachpersonen nicht mehr allein mit inländischen Maßnahmen zu kompensieren
Denn: Deutschland benötige mehr qualifizierte Einwanderung aus Drittstaaten, betont das Arbeitsministerium auf seiner Webseite. Zwar ließe sich der Fachpersonalmangel auch über Zuwanderung aus dem EU-Ausland kompensieren. Doch auch die anderen europäischen Länder stünden vor ähnlichen Herausforderungen, sodass absehbar weniger Menschen aus der EU nach Deutschland kommen würden, prognostiziert das Ministerium.
Selbst mit der Erschließung aller inländischen Potenziale – zum Beispiel mit verbesserten Angeboten in der Aus- und Weiterbildung oder attraktiveren Rahmenbedingungen für Frauen und Ältere – lasse sich die Lücke am Arbeitsmarkt nicht schließen.
Weniger Bürokratie, schnellere Berufsanerkennung
Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz verspricht nun weniger Bürokratie bei der Anerkennung von Berufsabschlüssen und der Visa-Erteilung. Damit reagiert die Regierung auf anhaltende Kritik zu langwierigen und komplizierten Prozessen.
Zu viel Bürokratie und schleppende Abläufe führten auch zu "massiven Verzögerungen" in der Ausstellung der Berufsurkunden von in Deutschland ausgebildeten Pflegefachpersonen.
360 Pflegefachpersonen aus Kerala arbeiten in Deutschland
Dennoch ist auch bei der Fachkräfteanwerbung in Indien ein behutsames Vorgehen wichtig. Den "Brain Drain", die Abwanderung von im Anwerbeland selbst benötigten Fachpersonen, gilt es zu vermeiden.
Deshalb wurden bisher vor allem im Bundesstaat Kerala Pflegefachpersonen angeworben. Kerala hat nach Ministeriumsangaben aufgrund "sehr guter Ausbildungskapazitäten" ein Überangebot an Pflegefachpersonen. Das aufgesetzte Triple-Win-Programm gelte international als Vorzeigeprojekt und werde beispielsweise von der Internationalen Organisation für Migration und dem Internationalem Gewerkschaftsbund als Best Practice gewürdigt. Etwa 360 Pflegefachpersonen hätten bislang für das Programm gewonnen werden können.
Steter Ausbau der Fachkräfteanwerbung
Um die Gewinnung ausländischer Pflegefachpersonen voranzutreiben, startet an der Hochschule Hof 2024 der nach eigenen Angaben deutschlandweit einmalige Masterstudiengang "Cross Cultural Nursing Practice M.A.". Geschaffen werden soll ein gebührenfreier Masterstudiengang, der sich weltweit an bereits mit dem Bachelor vorqualifiziertes Pflegepersonal wendet – dabei hat die Hochschule vor allem Indien im Blick.