Nach Abschluss der dreijährigen generalistischen Ausbildung kommt es nach Angaben des Deutschen Evangelischen Verbands für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) "immer häufiger zu massiven Verzögerungen" bei der Ausstellung der Berufsurkunden. Ein direkter Einsatz als Pflegefachperson sei somit nicht möglich. Das sei nicht nur demotivierend für die jungen Menschen, sondern habe auch wirtschaftliche Folgen für Langzeitpflegeeinrichtungen, da sie die Absolventinnen und Absolventen nicht direkt für Leistungen nach SGB V einsetzen könnten. Damit verschärfe Deutschland mit eigener Bürokratie den hohen Personalmangel in der Pflege, kritisierte DEVAP-Vorsitzender Wilfried Wesemann am Mittwoch.
Überlastung der Behörden
Aufgrund der Überlastung der zuständigen Behörden würden die Prüfungszeugnisse häufig nicht rechtzeitig ausgestellt, sodass Einrichtungsträger Übergangslösungen finden müssten. Diese Problematik habe sich inzwischen bundesweit bestätigt, betonte Wesemann.
Bereits jetzt signalisierten zuständige Behörden, dass auch für die Absolventen im Sommer 2023 die Ausstellung der Berufsurkunden nicht fristgerecht möglich sein werde.
"Wir bewerben überall den Pflegeberuf, beklagen einen Pflegenotstand, ringen um ausländische Pflegefachkräfte, schaffen es aber nicht unsere eigenen Mitarbeitenden mit Bestehen der Prüfungen zum richtigen Zeitpunkt anzustellen, weil uns ein bürokratischer, formaler Akt behindert."
Auf digitale Prozesse umstellen
Die Lösung wäre nach DEVAP-Vorstellung eine Umstellung von postalischen Zusendungen auf digitale Prozesse bzw. auf ein digitales Portal: Um bei der Übermittlung der Unterlagen Zeitverzögerungen über den Postweg zu vermeiden, sollte es möglich sein, dass vorab ein Abschlusszeugnis sowie alle anderen einzureichenden Unterlagen oder die Ausstellung der Berufsurkunde per Mail versendet oder in ein Portal hochgeladen werden könnten.
Damit würden sich unnötige Unsicherheiten zu sozial- und versicherungsrechtlichen Konsequenzen für die Beteiligten erübrigen und die Träger könnten die Absolventinnen und Absolventen direkt nach Ausbildungsende regulär als Pflegefachpersonen anstellen.