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Kommentar

Weidel würde lieber Roboter statt Migranten pflegen lassen

Weidel würde lieber Roboter statt Migranten pflegen lassen
Florian Albert, Chefredakteur, Bibliomed

Die AfD – eine Partei der Willkommenskultur im Gesundheitswesen? Alice Weidel hat am gestrigen Donnerstag im ZDF versucht, sich als weltoffen zu inszenieren. Gut, dass dieser plumpe Versuch scheiterte – auch dank eines Vertreters aus der Healthcare-Branche.

Das ZDF hatte am gestrigen Donnerstag zum Bürgertalk mit den vier Kanzlerkandidaten geladen, die sich den Fragen des Publikums stellten. Nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Grünen-Chef Robert Habeck war AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel an der Reihe. 

Erstes Thema: Zuwanderung. Ein Unternehmer aus der Gesundheitswirtschaft fragte Weidel, wie sie seinen ausländischen Beschäftigten die Angst nehmen könne, in Deutschland unerwünscht zu sein. Weidel beschwichtigte: Jeder, der in Deutschland arbeitet, Steuern zahlt und sich "benimmt", sei willkommen. Sie ging sogar noch weiter: Es gehe auch darum, "gute und schlaue Leute weltweit anzuziehen, dass die überhaupt Lust haben, hierher zu kommen". Wenn Weidel das ernst meinte, wäre das eine glatte 180-Grad-Wende. Denn als Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Herbst 2024 nach Indien reiste, um dort um Fachkräfte für Deutschland zu werben, war es Weidels Fraktion, die wieder einmal über "Massenmigrationspolitik als dogmatischen Lösungsansatz für das Fachkräfteproblem" schimpfte. 

In der gestrigen Sendung lief es bis zu diesem Zeitpunkt noch relativ glatt für die AfD-Chefin. Bis Bodo de Vries, Vorstand des Evangelischen Johanneswerks Bielefeld, das Wort ergriff: "Die Willkommenskultur, ich sehe die überhaupt nicht ausgehend – weder von Ihrer Politik noch von Ihrem Wahlprogramm." Die Deutsche Altenhilfe kämpfe ums Überleben, man brauche mehr Migration statt weniger. Die vermeintliche Wertschätzung könne er Weidel nicht abnehmen. Die antwortete knapp, de Vries müsse einfach nur ihr Programm lesen. 

Von Zuwanderung hält die AfD nicht viel

Gesagt, getan. Ein Blick auf die Seiten 111 ff. genügt, um – neben den zahllosen fremdenfeindlichen Sprüchen ihrer Parteifreunde – zu belegen: Von Zuwanderung hält die Partei nicht viel – auch nicht im hochqualifizierten Bereich. Der AfD geht es mitnichten "nur" um eine Begrenzung des Zuzugs von Asylbewerbern. Vielmehr ist Zuwanderung für die Partei nur das letzte Mittel, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgereizt sind, die Lücken auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu schließen. "Vor jeglicher weiterer außereuropäischer Fachkräfteeinwanderung werden wir zunächst die heimischen Potenziale ausschöpfen", heißt es auf Seite 113. Und: "Zuwanderung aus fremden Zivilisationen löst kein wirtschaftliches Problem Deutschlands, sondern schafft zusätzliche Probleme." Willkommenskultur? Fehlanzeige. Um Zuwanderung zu verhindern, ist der Partei fast jedes Mittel recht: Ausgewanderte Deutsche will sie zurück ins Land locken, Arbeitslose umschulen (frei nach dem Motto: "Pflegen kann sowieso jeder") und mit Technik sowie Digitalisierung den Personalmangel lindern. Kurzum: Lieber ein Roboter am Pflegebett als ein Menschen aus Georgien, Indien oder sonst wo.

Fazit von Bodo de Vries: Die AfD sei ein "vollständiger Ausfall" in der Sozial- und Altenhilfe. Die Zahlen geben ihm Recht. Laut Statistischem Bundesamt werden in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Seit 2022 sind es jedoch ausschließlich ausländische Beschäftigte, die das Beschäftigungswachstum in der Pflege tragen; die Zahl deutscher Pflegekräfte ist hingegen rückläufig. 

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