Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) zeigt sich empört über die Kritik des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) an Pflegenden, die sich bislang der Impfpflicht verweigern.
Konkret bezieht sich die Empörung des DBfK auf Aussagen Lauterbachs im Rahmen eines Interviews in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) am vergangenen Freitag. Laut FAZ hatte der Minister "Pflegekräfte kritisiert, die sich der von Mitte März an geltenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht widersetzen wollen". Lauterbach sagte:
"Dass medizinisches Personal wissenschaftliche Erkenntnisse leugnet und sogar bereit ist, Patienten zu gefährden, kann nicht sein."
Auch müsse man in Kauf nehmen, dass Fachpersonal Einrichtungen verlasse, wenn die Impfpflicht in Krankenhäusern und Pflegeheimen vom 15. März an greift. Wer als radikaler Impfgegner trotzdem in der Pflege arbeite, müsse sich fragen, ob er oder sie überhaupt "für den Beruf geeignet war", sagte Lauterbach gegenüber der FAZ.
DBfK: Versäumnisse der Politik
Die Sorge der Einrichtungsträger, nach Eintritt der Impfpflicht ihrem Versorgungsauftrag nicht mehr nachkommen zu können, zeigt laut DBfK in einer Pressemitteilung vom Montag, dass durch die langjährige Vernachlässigung der Pflegeberufe ein ernsthaftes Gesundheitsproblem entstanden sein könnte.
Die Verantwortung dafür läge jedoch aufseiten der Politik, nicht bei einzelnen Pflegenden mit ihrem Impfverhalten. DBfK-Präsidentin Christel Bienstein sagte:
"Bei all den vergangenen Versuchen, dem Pflegenotstand etwas entgegenzusetzen, war das Mittel der Wahl, möglichst viel Personal ungeachtet der Qualifikation einzusetzen."
Das führe zwangsläufig zu einer offenbar politisch gewollten oder zumindest billigend in Kauf genommenen Deprofessionalisierung.
"Sich jetzt zu wundern, dass einzelne Mitarbeitende nicht den wissenschaftlichen Erkenntnissen folgen, ist grotesk."
Lauterbach sollte "schleunigst eine der zentralen Forderungen des DBfK und DPR umsetzen und für mehr Hochschulbildung in den Pflegeberufen sorgen".
"Dass der Minister Pflegewissenschaft im Expertengremium nicht berücksichtigt hat, zeigt allerdings, dass er seinerseits pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen wenig Relevanz beimisst."
Schließlich trage auch die Vernachlässigung pflegerischer Weiterentwicklung dazu bei, Patientinnen und Patienten zu gefährden, so Bienstein.
Aktuelle Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des Robert Koch Instituts zeigen, dass die Impfquote unter den beruflich Pflegenden bei 95 Prozent in den Krankenhäusern und über 81 Prozent in den Pflegeeinrichtungen liegt.