Als Reaktion auf die Ergebnisse des Barmer-Pflegereports werden die Forderungen lauter, mehr akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen in der Primärversorgung und in der Langzeitpflege einzusetzen. Die Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, Bernadette Klapper, macht sich schon lange für die Einführung von Community Health Nurses und Advanced Practice Nurses mit Masterabschluss stark. Akademisch ausgebildete Pflegefachpersonen und ein angemessener Qualifikationsmix in Einrichtungen verbessere die Versorgungsqualität. Unnötige Krankenhausaufenthalte könnten so verhindert und damit viel Leid und Kosten vermieden werden, betonte sie am Mittwoch.
Blockadehaltung der Krankenkassen
Auch der Gründungsausschuss für eine Landespflegekammer Baden-Württemberg sieht effizientere Versorgungsstrukturen – vor allem im wohnortnahen und sektorenübergreifenden Bereich – als dringend geboten. In Baden-Württemberg seien es vor allem die Krankenkassen, die etwa die Einführung von Modellvorhaben zur Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten blockierten, kritisierte der Gründungsausschuss am Mittwoch.
Dabei soll in diesem Jahr mindestens eine Erprobung in jedem Bundesland erfolgen.
Statt Übernahme ärztlicher Tätigkeiten zu forcieren, Vorbehaltsaufgaben stärken
Kritik äußerte die stellvertretende Vorsitzende des Gründungsausschusses, Gabriele Hönes, an den Äußerungen von Barmer-Chef Christoph Straub, gut ausgebildete Pflegekräfte könnten ärztliche Leistungen übernehmen, um den Pflegeberuf weiter aufzuwerten.
"Unser Beruf wird nicht durch die Übernahme von ärztlichen Leistungen aufgewertet. Im Gegenteil: Diese Aussage impliziert zum einen, dass ärztliche Tätigkeiten höherwertig sind. Sie treibt aber auch einen Keil zwischen die beiden Professionen."
Die Profession Pflege habe Vorbehaltsaufgaben und könne hochwertige pflegerische Tätigkeiten selbst in guter Qualität erbringen.
"Wir brauchen nicht ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen. Es würde uns schon reichen, wenn wir unsere Vorbehaltsaufgaben uneingeschränkt machen und entsprechende pflegerische heilkundliche Tätigkeiten übernehmen können."