Pflegefachpersonen mit erweiterten Aufgaben könnten künftig eine tragende Rolle in der gemeindenahen Gesundheitsversorgung übernehmen. Das geht aus einem Interview mit Claudia Kemper von der Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft hervor, das die Hochschule am Montag veröffentlicht hat. Im Fokus steht das Berufsbild der Community Health Nurse (CHN), das in Deutschland bislang nicht gesetzlich verankert ist.
Community Health Nurses arbeiten in der Primärversorgung mit dem Ziel, die gesundheitliche Betreuung insbesondere älterer und chronisch kranker Menschen zu verbessern. Sie übernehmen Aufgaben wie Gesundheitsberatung, Früherkennung und Koordination von Versorgungsleistungen. "Community Health Nurses arbeiten präventiv, beratend und versorgend mit dem Ziel, die Gesundheit in der Bevölkerung zu fördern und zu erhalten", sagt Kemper im Interview. Ihr Einsatz erfolge wohnortnah und sektorenübergreifend, etwa in Gesundheitszentren oder bei Hausbesuchen.
Interprofessionelle Zusammenarbeit als Schlüssel
Im Rahmen akademischer Qualifizierung werde die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen gezielt vorbereitet. Studierende bearbeiteten komplexe Versorgungssituationen und reflektierten ihre Rolle im multiprofessionellen Team. Kommunikation, Koordination und ethische Fragestellungen seien Bestandteile der hochschulischen Ausbildung. Ziel sei eine praxisnahe Vorbereitung auf die Anforderungen in der gemeindenahen Versorgung.
Strukturreformen notwendig
Für eine flächendeckende Etablierung des Berufsbilds fordert Kemper gesetzliche Klarheit. "Derzeit gibt es keine einheitliche gesetzliche Regelung, die den Einsatz und die Kompetenzen von CHNs klar definiert", sagt sie. Modellprojekte zeigten zwar das Potenzial, doch es fehle an dauerhaften Strukturen. Neben rechtlichen Rahmenbedingungen seien auch Finanzierung, digitale Infrastruktur und öffentliche Sichtbarkeit entscheidend. CHNs könnten insbesondere in strukturschwachen Regionen zur Stabilisierung der Versorgung beitragen und den Ärztemangel abfedern.