Nach den Pflegeverbänden sowie Ärzte- und Lehrerverbänden fordern nun auch medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften den Einsatz von Schulgesundheitsfachpersonen, die die pflegerische oder medizinische Betreuung von Kindern und Jugendlichen an Schulen übernehmen sollen.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und ihre AG Pädiatrische Diabetologie sowie diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe, die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), die Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen (ACHSE), der Berufsverband Kinderkrankenpflege Deutschland (BeKD), Diabetes-Kids.de und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) starten nun gemeinsam die Kampagne #InklusionStattAusgrenzung auf X, LinkedIn und Facebook.
Ziel ist, mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf den Bedarf von Schulgesundheitsfachpersonen, international als School Nurses bekannt, zu lenken, wie die DDG am Montag mitteilte.
Ein Viertel der Schulkinder benötigt medizinische oder therapeutische Betreuung
15 Prozent der Kinder lebten mit chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen wie Verhaltensstörungen, Allergien oder Diabetes mellitus, heißt es in einer Pressemitteilung. Lehrpersonal sei für medizinische Themen weder ausgebildet noch zuständig.
Modellprojekte, Erfahrungen anderer Länder und Studien hätte gezeigt, dass Schulgesundheitsfachpersonal das Schulsystem, Eltern und Kinder erheblich entlasten. Past Präsident der DDG und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen, Andreas Neu, sagte:
"Einerseits können sie [Schulgesundheitsfachpersonen] sich um die einfache medizinische Grundversorgung wie aufgeschlagene Knie oder Nasenbluten kümmern und für Gesundheitsaufklärung sorgen. Andererseits leisten sie einen wertvollen und kompetenten Beitrag für Kinder mit täglichem Unterstützungsbedarf."
Nahezu jedes vierte Schulkind benötige eine weitergehende medizinische oder therapeutische Unterstützung. Je weniger sich chronische Erkrankungen wegen ihren individuellen Anforderungen in die Lebenswirklichkeit der Schulen einbinden ließen, desto größer sei die Gefahr, dass betroffene Kinder schulische Ausgrenzung erleben.
Als Beispiel nennen die Fachgesellschaften Kinder mit Typ-1-Diabetes. Damit diese eine Regelschule besuchen können, würden oft Mütter einspringen. Laut den Ergebnissen der AMBA-Studie (Alltagsbelastungen der Mütter von Kindern mit Typ-1-Diabetes: Auswirkungen auf Berufstätigkeit und Bedarf an Unterstützungsleistungen im Alltag) reduzieren 39 Prozent der Mütter von Kindern mit Typ-1-Diabetes den Umfang ihrer Arbeitszeit. Zehn Prozent gäben nach der Diabetesdiagnose ihres Kindes ihre Berufstätigkeit sogar gänzlich auf, um das Kind in Kita und Schule mitzuversorgen. Schulgesundheitsfachpersonal könnte diese Mütter deutlich entlasten.
Kern-Forderungen der Kampage #InklusionStattAusgrenzung
Doch medizinisch geschultes Fachpersonal werde im aktuellen Schulsystem nicht finanziert, beklagen die Fachgesellschaften. Seitens der Politik fehle noch immer ein klares Bekenntnis und der entschiedene Wille, medizinisches Fachpersonal an deutschen Schulen einzusetzen und Kinder mit chronischen Erkrankungen besser in die Regelschulen zu integrieren.
Die Kern-Forderungen der Kampagne #InklusionStattAusgrenzung lauten:
- Inklusion statt Ausgrenzung!
Schulgesundheitsfachpersonal trägt zur Inklusion chronisch kranker Kinder an Schulen bei. - Zeitenwende in der Schule!
Schulgesundheitsfachpersonal entlastet Eltern, Lehrende und Erziehende im Schulalltag. - Chronische Krankheit? Das pack ich!
Schulgesundheitsfachpersonal unterstützt Kinder und Jugendliche beim Selbstmanagement ihrer Erkrankung. - Schule für alle!
Chronisch kranke Kinder haben ein Recht auf Beschulung – unabhängig von ihrer Erkrankung.