Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) weist Aussagen von Verbänden zurück, die Generalistik sei schuld am Personalmangel in der Pflege. Die Vereinigung bezieht sich damit etwa auf Aussagen des Präsidenten des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer. Die generalistische Pflegeausbildung habe den Grundstein für ein neues Berufsverständnis in der Pflege gelegt, für eine EU-weite Anerkennung des Abschlusses und für die Entwicklung der Profession hin zu internationalen Standards gesorgt, verwies VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner am Mittwoch.
Generalistik als Chance
"Die Behauptung, die Generalistik sei schuld an Personalnot und sinkenden Azubi-Zahlen, entbehrt jeglicher belastbaren Datengrundlage. Die neue Ausbildung und mit ihr ein neues Berufsverständnis sind vielmehr Lösung als Ursache des Problems."
Nach Einschätzung des VdPB-Präsidenten seien entsprechende Äußerungen kontraproduktiv und beschädigten das ohnehin schon belastete Image des Pflegeberufs. Die tatsächlichen Ursachen für den Rückgang der Azubi-Zahlen lägen woanders.
Mit Blick auf die vergangenen Jahre seien jeweils "deutliche Schwankungen" in den statistischen Zahlen zu erkennen. Das aktuelle Absinken um sieben Prozent sei deshalb noch kein Beleg für einen Trend.
Azubis mit Pflegeausbildung zufrieden
Zudem sei der demografische Wandel in allen Branchen zu spüren. Überall gebe es weniger Auszubildende.
Die Pflegeazubis selbst stellten der neuen Pflegeausbildung ein gutes Zeugnis aus: Eine Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) habe ergeben, dass die Auszubildenden in der Pflege die Generalistik positiv bewerteten.
Aufwind für Professionsentwicklung
Die VdPB hält es aus diesem Grund sowohl auf Arbeitgeber- wie auf Verbandsseite für "dringend geboten", die Attraktivität der Profession Pflege gemeinsam zu fördern, statt die generalistische Ausbildung zu diskreditieren.
Das Pflegeberufegesetz habe neben der generalistischen Pflegeausbildung mit den vorbehaltenen Tätigkeiten für Pflegefachpersonen einen neuen Schwerpunkt in der Professionsentwicklung gesetzt und damit die berufliche Autonomie in der Pflegepraxis ins Zentrum des Berufsverständnisses gerückt. Wer diesen Umstand dauerhaft infrage stelle oder verleugne, schaffe keine attraktiven Rahmenbedingungen für Pflegefachpersonen, sondern trüge mehr Verantwortung für die gegenwärtige und künftige Personalnot, als es der Ausbildung fälschlicherweise unterstellt werde, kritisierte Sigl-Lehner.
Evaluation und Anpassungen
Zudem werde die neue Ausbildung nach gesetzlichen Vorgaben evaluiert, um die "zweifellos vorhandenen Probleme und 'Kinderkrankheiten'" zu erkennen und gegensteuern zu können.
"Die Entwicklung zu einem neuen professionellen Bewusstsein ist schlichtweg nicht mehr umkehrbar und dringend erforderlich."