Die in der Vorwoche vom Statistischen Bundesamt vorgelegten Zahlen zu Ausbildungsverträgen in der Pflege sorgen für Diskussionen in der Branche. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist nicht überrascht über den Rückgang der Ausbildungszahlen, auch wenn der Pflegeberuf der am häufigsten gewählte Ausbildungsberuf sei. Politisch sei nichts passiert, um die Rahmenbedingungen für Pflegende zu verbessern. Noch immer fehlten akademische Rollen und Karrierewege, die sich nach Weiterbildungen auch finanziell lohnten. In Deutschland werde die Relevanz pflegerischer Fachkompetenz im gesamten Gesundheitssystem noch immer verkannt, kritisierte DBfK-Präsidentin Christel Bienstein am Montag und sagte:
"Wer will denn einen Beruf lernen, der politisch und gesellschaftlich wie unwichtiges Beiwerk der Ärzteschaft behandelt wird? Das Ruder erst rumzuwerfen, wenn niemand mehr da ist, um professionell zu pflegen, wird zu spät sein."
Der Deutsche Pflegerat (DPR) bemängelt eine "solide Präzisierung und Bewertung" der Destatis-Zahlen. Grundsätzlich seien die Pflegeausbildung und die gesamte Profession Pflege zu modernisieren, um international anschlussfähig zu sein. So seien Handlungskompetenz zu erweitern, Selbstverwaltung zu stärken und "angemessene" Arbeitsbedingungen zu schaffen. Probleme zeigten sich insbesondere aufgrund einer unzulänglichen Finanzierung der Pflegeschulen und wegen eines hohen Mangels an pädagogischem Lehrpersonal.
Streitpunkt generalistische Pflegeausbildung
Der generalistischen Pflegeausbildung könne angesichts aktuell geburtenschwacher Jahrgänge nicht der "Schwarze Peter" zugeschoben werden, argumentierte DPR-Präsidentin Christine Vogler und widersprach damit Aussagen des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste.
Dessen Präsident Bernd Meurer sprach angesichts der aktuellen Zahlen von einem Drama, deren Grund in der Generalistik und damit in der Zusammenlegung der bislang getrennt erfolgten Ausbildungen von Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie Altenpflege liege. Die generalistische Pflegeausbildung sei kein Erfolgsmodell, vielmehr verstärke sie "ganz offensichtlich" den Personalmangel in der Langzeitpflege, kritisierte Meurer. Die neue Pflegeausbildung sei deshalb „ehrlich und ideologiefrei“ auf den Prüfstand zu stellen.