Die vor vier Jahren eingeführte generalistische Pflegeausbildung wird von privaten Pflegeanbietern weiterhin heftig kritisiert. So sieht der Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Bernd Meurer, erhebliche Probleme in der gemeinsamen Ausbildung verschiedener Pflegeberufe und fordert, das Modell auf den Prüfstand zu stellen.
"Fachliche Überfrachtung" der Pflegeazubis?
Das Zusammenlegen der drei Ausbildungen in der Gesundheits- und Kranken-, Gesundheits- und Kinderkranken- sowie Altenpflege habe den Personalmangel in Altenheimen und bei Sozialdiensten verschärft, moniert Meurer in einem Gastbeitrag in der Ärzte Zeitung und betont:
"Die generalistische Pflegeausbildung ist kein Erfolgsmodell."
"Hohe Abbrecherquoten" bei Menschen, die beruflich in die Altenpflege einsteigen wollten, resultierten auch aus der "fachlichen Überfrachtung der kombinierten Ausbildung", so Meurer. Viele von denen, die sich in der Vergangenheit sehr bewusst für die Altenpflege und gerade nicht für die Gesundheits- und Krankenpflege entschieden hätten, fänden sich in der generalistischen Ausbildung nicht wieder.
Krankenhäuser vs. Pflegeheime
Die Krankenhäuser befänden sich bei der Ausbildung junger Pflegekräfte zudem in einer "klar besseren Position" als etwa Pflegeheime. So gebe es dort ein besseres Lehrer-Auszubildenden-Verhältnis, da die "gute und abgesicherte Finanzierung durch die Krankenkassen schlicht eine bessere Bezahlung der Lehrkräfte" ermögliche.
Auch die Bezahlung von Miet- und Investitionskosten sei für die an Kliniken angebundenen Berufsschulen "leistungsfähiger und umfangreicher" ausgestaltet.
Vorsichtig geschätzt, sei von einem Rückgang der Ausbildungszahlen in der Langzeitpflege von im Schnitt zehn Prozent auszugehen, so Meurer. Die generalistische Ausbildung gehöre daher "ehrlich" auf den Prüfstand gestellt. Der bpa vertritt eigenen Angaben zufolge mehr als 13.000 Mitgliedseinrichtungen.
Vogler: Pflegeausbildung jetzt international anschlussfähig
Die Präsidentin des Deutschen Pflegerats, Christine Vogler, verteidigte indes die Zusammenlegung der Ausbildungen. Der Ärzte Zeitung sagte sie am Donnerstag:
"Wir gucken mittlerweile auf eine Pflegeausbildung, die international anschlussfähig ist und die Menschen, die sich beruflich für Pflege entscheiden, alle Optionen zur Entwicklung lässt."
Der Fachkräftemangel in der Pflege habe nichts mit der neuen Ausbildung zu tun. Dieser läge auch ohne Generalistik vor.
Pflegeazubis stehen hinter der Generalistik
Auch junge Pflegende stehen hinter der Generalistik. Ende Januar hatte sich die Lenkungsgruppe Junge Pflege im Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe in einem Statement an Politik und Verbände deutlich für die generalistische Pflegeausbildung ausgesprochen. Sie stehe für die Professionalisierung des Pflegeberufs, ermögliche den Erwerb eines breiten Spektrums an pflegerischen Schlüsselkompetenzen und biete damit Flexibilität im Pflegeberuf. Die Qualität praktischer Einsätze spiele allerdings eine bedeutende Rolle, um die Herausforderungen der neuen Pflegeausbildung meistern zu können.
Pflegeazubis selbst stellten der neuen Pflegeausbildung in einer Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung ein gutes Zeugnis aus und bewerteten sie positiv.
Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) hatte bereits im Sommer vergangenen Jahres Aussagen des bpa zurückgewiesen, die Generalistik sei schuld am Personalmangel in der Pflege.