Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche streikt das britische Pflegepersonal abermals für bessere Löhne, nachdem Streiks Ende Dezember 2022 ohne Ergebnis blieben. Die Regierung will ihr Angebot von rd. 4,5 % mehr Lohn nicht erhöhen. Weitere Lohnsteigerungen seien nicht finanzierbar und inflationstreibend. Die britische Pflegegewerkschaft Royal College of Nursing (RCN) hingegen fordert mit 19 % eine Lohnerhöhung deutlich über der Inflationsrate.
Zehnttausende Pflegende streiken
Ende vergangenen Jahres waren Zehntausende Streikende auf die Straße gegangen. Aktuell unterstützen nach RCN-Angaben noch mehr Pflegende die Forderung: Mittlerweile beteiligten sich Pflegende von 55 sog. NHS-Trusts – Organisationseinheiten des staatlichen Gesundheitsdiensts National Health Services – an dem Streik, zuvor seien 44 NHS-Trusts betroffen gewesen. Werde bis Ende Januar keine Einigung erzielt, sollen am 6. und 7. Februar die Streiks ausgeweitet werden auf dann 73 NHS-Trusts in England plus nahezu alle Einheiten in Wales. Nordirland will in den kommenden Wochen über weitere Streikaktionen entscheiden. In Schottland ruhen die Streiks, während die Verhandlungen fortgesetzt werden.
Sunak will Strreikrecht einschränken
Premierminister Rishi Sunak will nun mit einer umstrittenen Gesetzesinitiative das Streikrecht einschränken. Das soll eine Grundversorgung in kritischen Bereichen wie der Gesundheitsversorgung sicherstellen.
RCN-Generalsekretärin Pat Cullen stellte am Mittwoch klar:
"Menschen sterben nicht, weil Pflegepersonal streikt. Pflegepersonal streikt, weil Menschen sterben. So schlimm steht es um den Gesundheitsdienst und es wird Zeit, dass der Premierminister den Kampf für dessen Zukunft anführt."
"Wir haben Pflegegeschichte geschrieben"
Über die Hintergründe zum Generalstreik der britischen Pflegenden sprachen wir mit der deutschen Pflegefachfrau Sabine Torgler, die seit 20 Jahren in England lebt und das Pflegesystem ihrer Wahlheimat – trotz allem – für sehr fortschrittlich hält.