Pflegefachpersonen in Großbritannien berichten zunehmend von einer Patientenversorgung, die auf Krankenhausfluren, in Abstellräumen oder sogar auf Parkplätzen erfolgen muss. Diese "Corridor Care" verdeutliche die Überlastung des Gesundheitssystems, kritisiert die britische Pflegegewerkschaft Royal College of Nursing (RCN).
Eine aktuelle RCN-Umfrage unter 5.000 Pflegenden belege, dass zwei Drittel der Befragten täglich Patienten an ungeeigneten Orten behandeln müssen. Neun von zehn hätten angegeben, dass die Patientensicherheit gefährdet sei. Besonders alarmierend: Solche Zustände seien in vielen Krankenhäusern nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.
Pflegende müssen täglich Patienten an "ungeeigneten Orten" behandeln
RCN-Generalsekretärin Nicola Ranger beschreibt die Situation als katastrophal: "Schutzbedürftige Menschen werden ihrer Würde beraubt. Pflegepersonal wird der Zugang zu lebenswichtiger lebensrettender Ausrüstung verwehrt. Wir können nicht mehr ignorieren, dass Patienten unter diesen Bedingungen sterben."
Allein im Dezember 2024 hätten rund 54.000 Patienten in Notaufnahmen länger als zwölf Stunden auf ein Bett warten müssen – ein Anstieg von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Angesichts dieser dramatischen Lage fordert ein Bündnis aus 15 Organisationen, darunter das RCN, die britische Regierung auf, eine verpflichtende Berichterstattung über die Häufigkeit und Auswirkungen von "Corridor Care" einzuführen. Ziel sei, Transparenz zu schaffen und langfristig eine gesetzliche Verpflichtung zur Beendigung dieser Praxis zu erwirken.