Der National Health Service (NHS, das staatliche Gesundheitssystem) in Großbritannien gilt an vielen Stellen als dramatisch überlastet. In vielen Notaufnahmen des Vereinigten Königreichs müssen Patienten 24 Stunden und länger auf ein freies Krankenhausbett warten, wie das Newsportal zm online unter Berufung auf eine Mitteilung der liberaldemokratischen Partei (Libdem) von Dienstag berichtete.
Pflege auf den Fluren
Demnach sei es allein von Dezember 2024 bis Februar 2025 in mehr als 163.000 Fällen zu Wartezeiten von mehr als 12 Stunden gekommen. Ein Anstieg von etwa 15 Prozent gegenüber den Vergleichszeiträumen der Vorjahre. In 48.830 Fällen habe die Wartedauer mehr als 24 Stunden betragen. Davon betroffen seien vorrangig Personen älter als 65 Jahre gewesen. Bei einigen Patienten habe es sogar zehn Tage gedauert, bis sie einen Platz auf Station erhielten.
Die Analyse stütze sich auf Daten aus 54 Krankenhäusern in England. Das Royal College of Nursing (RCN, Englands größte Gewerkschaft und Berufskörperschaft für Pflegeberufe) gehe davon aus, dass die Zahlen "nur die Oberfläche ankratzen" und spreche von einer "Krise in der Pflege auf den Fluren", da Berichte über Patienten, die mangels Betten in den Fluren ausharren mussten, zugenommen hätten. Die sinkende Zahl der Neueinstellungen in der Krankenpflege verschärfe das Problem noch.
Helen Morgan, Sprecherin für Gesundheits- und Sozialfürsorge der Libdem, erklärte: "In den vergangenen Jahren berichteten viele Krankenschwestern und -pfleger, dass sie tagtäglich in überfüllten und ungeeigneten Räumen wie Fluren, umfunktionierten Schränken und sogar Parkhäusern arbeiten müssen."
"Korridorversorgung muss dringend abgeschafft werden"
zm online zitierte die Generalsekretärin und Geschäftsführerin des RCN, Nicola Ranger: "Der NHS und die britische Regierung müssen das wahre Ausmaß des Problems offenlegen, wenn sie es ernst meinen, es zu beseitigen. Ein einziger Patient, der mehr als 24 Stunden wartet, ist inakzeptabel. Zehntausende, die warten, zeigen, warum die Korridorversorgung abgeschafft werden muss."
Zwar habe die derzeitige Labour-Regierung den Abbau der NHS-Wartelisten zu einer ihrer wichtigsten Aufgaben gemacht, doch seien Behandlungen auf den Fluren britischer Krankenhäuser mittlerweile die Regel.
Bereits im Januar hatte eine aktuelle RCN-Umfrage unter 5.000 Pflegenden in Großbritannien ergeben, dass zwei Drittel der Befragten täglich Patienten an ungeeigneten Orten behandeln müssen.