Das Wissen, die Einstellung, die Informiertheit und das Verhalten von pflegerischem Personal hat eine Begleitforschung zur Kommunikation der Corona- Schutzimpfung in Deutschland (CoSiD) untersucht. Das Wissenschaftsteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat pflegerisches und medizinisches Personal (n = 506) unter Berücksichtigung des Impfstatus verglichen mit Personen unter 66 Jahren aus der Allgemeinbevölkerung (n = 1.505).
Mehr Personal in Kliniken als Heimen geimpft
Im Befragungszeitraum Juli 2021 gaben nach BZgA-Angaben 82 % des Gesundheitspersonals an, mind. eine Corona-Schutzimpfung erhalten zu haben. 76 % seien bereits 2-fach geimpft gewesen. Somit wären 18 % ungeimpft. Von ihnen hätten sich nur 13 % evtl. noch impfen lassen wollen.
Personal aus Krankenhäusern habe mit 91 % zu einem höheren Anteil angegeben, geimpft zu sein als Personal aus Pflegeeinrichtungen (75 %) oder Arztpraxen (75 %).
Bedenken bezüglich Nebenwirkungen und Spätfolgen
Fehlende Impfangebote seien bei ungeimpftem Gesundheitspersonal weniger ein Grund gewesen, sich nicht impfen zu lassen. Vielmehr seien Gründe nach Angaben der Befragten der zu wenig erforschte Impfstoff, mögliche Nebenwirkungen, unbekannte Langzeit- oder Spätfolgen sowie die Befürchtung einer eingeschränkten Wirksamkeit.
Während 56 % des Gesundheitspersonals aus Pflegeeinrichtungen eine eigene Infektion für unwahrscheinlich hielten, seien dieser Auffassung weniger Befragte aus anderen Einrichtungen (Krankenhaus 52 %; Arztpraxen 46 %; sonstige Einrichtungen 39 %).
Impfen gegen Corona als gemeinschaftliche Aufgabe
Personal aus Pflegeeinrichtungen habe Impfen weniger als gemeinschaftliche Aufgabe gegen die Verbreitung des Coronavirus (71 %) empfunden als Personal aus Krankenhäusern (82 %).
Obwohl es Gesundheitspersonal nach eigenen Angaben insgesamt leichter gefallen sei, Informationen zur Corona-Schutzimpfung zu finden, zu verstehen und zu beurteilen als der Allgemeinbevölkerung, sei es für die Befragten genauso schwierig oder leicht gewesen, sich für oder gegen eine Impfung zu entscheiden.
Vorgesetzte als Multiplikatoren für Aufklärungsarbeit
Das Wissenschaftsteam schlussfolgerte aus den Ergebnissen u. a., dass die individuellen Entscheidungsprozesse des Gesundheitspersonals v. a. in Pflegeeinrichtungen in Bezug auf die eigene Impfung stärker unterstützt werden sollten. Dies könne z. B. über "vertrauenswürdige" Vorgesetzte als Multiplikatoren gelingen. Sie könnten in persönlichen Gesprächen die Notwendigkeit der Impfung transparent und frei von Widersprüchen erläutern und zur Verantwortungsübernahme des Personals motivieren.
Unterstützen dabei kann das im März dieses Jahres gemeinsam mit dem Deutschen Pflegerat herausgebrachte BZgA-Merkblatt "Informationen zur Corona-Schutzimpfung für Beschäftigte in Pflege- und Gesundheitsberufen".
Das Wissenschaftsteam wies außerdem darauf hin, dass ein impfpositives kollegiales Umfeld eine positive Einstellung zum Impfen bestärken kann.