6 Verbände aus dem Gesundheits- und Sozialsystem haben sich zusammengeschlossen, um die Digitalisierung in der Pflege voranzubringen. Denn diese könne u. a. das Pflegepersonal von bürokratischen Tätigkeiten entlasten und eröffne Pflegebedürftigen neue Chancen der Teilhabe. Bislang bremsten jedoch ungeklärte rechtliche, technische und ökonomische Fragen die Digitalisierung in der Pflege aus, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Grundsatzpapier.
Das neue Verbändebündnis "Digitalisierung in der Pflege" setzt sich zusammen aus dem
- Bundesverband Gesundheits-IT
- Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege
- Deutschen Pflegerat
- Fachverband Informationstechnologie in Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung
- Verband für Digitalisierung der Sozialwirtschaft
- Verband der diakonischen Dienstgeber Deutschlands.
Das gemeinsame Dokument des Verbändebündnisses benennt 4 konkrete Handlungsfelder, die politisch Priorität haben müssten. Übergeordnete Forderung ist ein nationaler Strategieplan zur Digitalisierung in der Pflege.
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Strategische Weichenstellungen für die Zukunft
Um den nachhaltigen und umfassenden Wandel der Pflegeversorgung nutzenstiftend zu gestalten, sprechen sich die Verbände für einen koordinierten Ansatz bei der Digitalisierung der Pflege aus. Zentrales Ziel müsse die Erarbeitung eines nationalen Strategieplans sein. Ausgearbeitet werden könnte dieser von einem Kompetenzzentrum analog zum Health Innovation Hub (hih) des Bundesgesundheitsministeriums. Dieses kann darüber hinaus die Digitalisierung unter Einbeziehung aller beteiligten Gruppen konzeptionell und koordinierend unterstützen. Bestandteil dieser Organisationseinheit wäre ein interdisziplinäres Expertengremium, das aufbauend auf einer Erhebung des Digitalisierungsgrads verbindliche Standards und Leitlinien erarbeitet.
Technische Infrastruktur und Innovationen
Begleitet werden muss diese Strategie laut Grundsatzpapier von einem entschlossenen Ausbau der zugrundeliegenden Infrastruktur: vom Breitbandausbau über ein Mobilfunknetz, mindestens im 4G-Standard, bis hin zur technischen Ausstattung in den Einrichtungen selbst. Um mehr Anreize für Innovationen zu schaffen, schlagen die Verbände darüber hinaus die Einrichtung eines zentralen Innovationsfonds für digitale Innovationen in der Pflege vor. Dieser könnte deutlich einfacher und unbürokratischer als bisher Einrichtungen bei der Einführung neuer Technologien unterstützen. Ein besonderer Schwerpunkt solle dabei auf Telemedizin, Telepflege und Smart-Homecare-Lösungen liegen.
Refinanzierung von Investitionen und personellen Ressourcen
Die Digitalisierung der Pflege wird aus Sicht des Bündnisses nur dann an Fahrt aufnehmen, wenn die gesetzlichen Regelungen zur Refinanzierung der Pflegeeinrichtungen angepasst bzw. ergänzt werden. In angemessenem Umfang zu refinanzieren seien demnach u. a. Investitionen in die digitale Infrastruktur (z. B. in die Vernetzung von Gebäuden oder den Erwerb von Endgeräten) und die aus der Digitalisierung resultierenden Betriebskosten (z. B. Wartungsgebühren und neue Lizenzierungsmodelle).
Digitale Kompetenzen und Teilhabe fördern
Für einen langfristigen Erfolg der Digitalisierung betonen die Verbände die zentrale Rolle der Akzeptanz und damit eine durchgehende Einbindung aller an der Pflegeversorgung Beteiligten. Daher muss aus Sicht des Bündnisses der Aufbau digitaler Kompetenzen stärker als bisher in die pflegerischen Ausbildungs-Curricula integriert und auch später durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungen befördert werden. Darüber hinaus seien auch neue Tätigkeitsprofile und Berufsbilder denkbar – etwa in Form eines "Pflege-Digital-Begleiters" als Vermittler zwischen Pflegenden und IT.