Die akademische Hochschulqualifizierung in der Pflege hinkt in Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Hierzulande würden Pflegefachpersonen traditionell an Fachschulen ausgebildet, weltweit betrachtet sei in der Pflege ein Studium Ausbildungsstandard, sagt Pflegewissenschaftlerin Erika Sirsch und führt aus:
"Ein Studium für Pflegekräfte ist wichtig. Die pflegerische und medizinische Versorgung wird zunehmend hochkomplex, erfordert umfangreiche Kompetenzen."
Nach dem Studium seien akademisch ausgebildete Pflegende zwar ebenso Anfängerinnen und Anfänger wie nach der Berufsfachschule. Mit den erlangten Kompetenzen könnten sie aber wissenschaftliche Belege meist rasch in die klinische Entscheidungsfindung einbringen. Gemeinsam mit fachschulisch ausgebildetem Pflegepersonal seien sie wichtig für einen guten Qualifikationsmix.
Pflegestudiumstärkungsgesetz in Arbeit
Sirsch verantwortet an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen den Aufbau eines Bachelor-Studiengangs. Dafür kooperiert sie insbesondere mit der Stabsstelle "Entwicklung und Forschung Pflege" der Universitätsmedizin Essen.
Der neue Studiengang "Bachelor of Nursing" soll Studierende ab 2025 auf künftige Anforderungen der Gesundheitsversorgung vorbereiten – im Krankenhaus, in Pflegeeinrichtungen oder der ambulanten Versorgung. Auch ein Angebot für bereits ausgebildete Pflegefachpersonen ist geplant.
Die Bundesregierung arbeitet aktuell an einem Pflegestudiumstärkungsgesetz. Pflegewissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern geht der Referentenentwurf noch nicht weit genug. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe hat erst kürzlich in einem aktuellen Positionspapier für die Einführung einer akademischen Qualifizierung von Pflegefachpersonen im Funktionsdienst plädiert.