Pflegekräfte aus Drittstaaten sind hierzulande eine wichtige Komponente gegen den Fachkräftemangel in der Pflege. Nach Angaben der Deutschen Fachkräfteagentur kommen die ausländischen Pflegekräfte vor allem von den Philippinen – zufrieden sind diese mit ihrem Job in Deutschland jedoch häufig nicht, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Die Mehrheit der hier arbeitenden philippinischen Pflegefachpersonen würde demnach befreundeten Kolleginnen und Kollegen die Arbeit in Deutschland nicht empfehlen; nur 19 Prozent würden sie empfehlen.
Zwei Drittel machen Erfahrung mit Rassismus und Diskriminierung
Hauptgrund: Fast zwei Drittel (64 Prozent) haben den Angaben zufolge Rassismus oder andere Formen der Diskriminierung erlebt. Dazu zählen herablassendes Verhalten, Ausschluss aus Gruppenprozessen oder Ignorieren, aber auch offen rassistische Äußerungen, Beleidigungen und sogar körperliche Übergriffe.
Laut Studienergebnissen gibt es einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Diskriminierung und Rassismus sowie der interkulturellen Vorbereitung im Herkunftsland. Je besser die Teilnehmenden vorbereitet worden waren, desto weniger wahrscheinlich war die wahrgenommene Erfahrung mit Diskriminierung und Rassismus.
Vermittlungsagentur und Berufserfahrung spielen eine Rolle
Die Zufriedenheit der Teilnehmenden des staatlichen Programms Triple-Win war höher als die jeder privaten Vermittlungsagentur.
Die Berufserfahrung hat den Ergebnissen zufolge eine große Auswirkung auf die Zufriedenheit: Mindestens fünf Jahre relevanter Berufserfahrung führen zu einer erheblich größeren Zufriedenheit. Dabei spielt es keine Rolle, wo diese Erfahrung gesammelt wurde.
Die Hamburger Wirtschaftspsychologin und interkulturelle Beraterin Grace Lugert-Jose hat für ihre Studie 224 hier lebende und arbeitende Pflegefachpersonen von den Philippinen online und anonym zu ihrer Berufszufriedenheit befragt. Damit ist die Umfrage zwar nicht repräsentativ, aber sie lässt eine Tendenz erkennen.
Interkulturelles Training für alle Beteiligten wichtig
Lugert-Jose beschreibt:
"Oft kommen die neu eingereisten Pflegefachkräfte in Teams mit schlechtem Arbeitsklima, in denen Mobbing bereits an der Tagesordnung ist. Dann werden sie natürlich als die Neuen mit meist zurückhaltendem Auftreten und Unsicherheiten in der deutschen Sprache zum Opfer von Mobbing."
Die auf die Integration internationaler Pflegekräfte in Deutschland spezialisierte Wirtschaftspsychologin empfiehlt beiden Seiten, – philippinischen Pflegefachpersonen und Arbeitgebenden – sich mehr Zeit zu geben. Integration sei als Aufgabe zu verstehen, in die auch Ressourcen (Zeit und Budget) zu investieren seien. So spiele die interkulturelle Kompetenz von Führungskräften eine entscheidende Rolle. Trainings zum kultursensiblen Miteinander seien aber für alle Mitarbeitenden wichtig.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Lugert-Jose in einer ersten Studie gezeigt, dass für die Integration hier arbeitender Pflegenden von den Philippinen noch viel zu tun ist.