Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen (NRW) hat eine Stellungnahme zur Leiharbeit in Pflegeberufen veröffentlicht. In zwölf Punkten legt sie dar, was Unternehmen, Politikerinnen und Politiker tun sollten, um die Personalsituation und den Fachpersonalmangel in der Pflege mittel- bis langfristig und nachhaltig zu entschärfen. Insgesamt fordert die Kammer ein besseres Zusammenspiel von Leiharbeit und Festanstellung.
Weitere Ökonomisierung der Pflege verhindern
Denn eine strikte Regulierung oder ein Verbot von Leiharbeit, wie in der aktuellen Diskussion um Zeitarbeit in der Pflege gefordert, führten nicht zu einer besseren Versorgung, teilte die Kammer am Freitag mit. Leiharbeit könne den vorliegenden Fachpersonalmangel temporär reduzieren. Auch existierten Bereiche, in denen Leiharbeitnehmende durchaus zur Qualitätsverbesserung beitragen könnten.
Für eine gelungene Zusammenarbeit in der Branche der professionellen Pflege seien Modifikationen erforderlich, forderte die Pflegekammer NRW, um eine weitere Ökonomisierung der Branche zu verhindern und bestehenden Vorbehalten lösungsorientiert zu begegnen.
Kammer beschließt Stellungnahme einstimmig
Pflegewissenschaftler und Vorstandsmitglied der Pflegekammer NRW, Carsten Hermes, sagte am Freitag:
"Leiharbeit ist keine Krankheit, sondern Ausdruck eines krankhaften Systems."
Einrichtungen und Unternehmen müssten die Rahmenbedingungen ihrer Beschäftigten so gestalten, dass diese weiterhin im Unternehmen verbleiben und nicht in die Leiharbeit abwandern. Geeignete Maßnahmen dazu seien aus dem Magnet-Modell abzuleiten.
Gemeinsam mit einer Expertengruppe aus Vertreterinnen und Vertretern aller Fraktionen der Kammerversammlung hat Hermes die Stellungnahme zur Leiharbeit erarbeitet. Diese sei in der Sitzung der Kammerversammlung am Donnerstag einstimmig verabschiedet worden.
Mindeststandards und strukturierte Einarbeitung gefordert
Zu den Forderungen der Pflegekammer NRW zählen unter anderem
- eine Bestandsaufnahme des Einsatzes von beruflich pflegenden Leiharbeitspersonen getrennt nach den Sektoren ambulante Pflege, stationäre Langzeitpflege und Akutpflege
- den Bedarf an beruflich professionell Pflegenden nachvollziehbar und angemessen zu erheben
- die Etablierung von alternativen Ausfallsystemen an allen Wochentagen und in allen Schichten, um kurzfristig auf Personalausfälle reagieren zu können, „ohne die jeweiligen Kolleg*innen mit der Situation ‚allein‘ zu lassen“
- einen Nachweis von Leiharbeitnehmenden, dass sie über entsprechende Expertise für den geplanten Einsatzbereich (in Absprache mit Betriebsrat und Mitarbeitendenvertretung) verfügen
- Mindeststandards und Qualitätssicherung für Leiharbeit in der Pflege
- eine strukturierte Einarbeitung in die zu verwendenden Systeme und Arbeitsabläufe vor Ort von mindestens zwei Arbeitstagen durch die übernehmenden Unternehmen.
Auch die Pflegekammer Rheinland-Pfalz hat bereits ein Positionspapier zur Leiharbeit vorgelegt.