Mehr Personal, faire Löhne und eine Digitalisierungsoffensive – das sind zentrale Forderungen, die das Pflegebündnis Mittelbaden an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Claudia Moll, gerichtet hat. In ihrem offenen Brief vom vergangenen Freitag skizzieren die rd. 80 Mitglieder und Einrichtungen des baden-württembergischen Bündnisses die angespannte Lage in der Pflege und betonen:
"Es ist fünf nach zwölf! Wie lange können wir das noch durchhalten? Bis 2030 werden 6 Millionen Pflegedürftige erwartet. Wer soll diese pflegen?"
Die Corona-Pandemie wirke wie ein Brandbeschleuniger. Schon heute fehlten bundesweit über 200.000 Pflegende und das Pflegesystem werde mit jedem Tag härter gefordert.
Ausbildungsstrukturen in der Pflege optimieren
Jetzt sei Zeit für "wirklich nutzbringende Entscheidungen" in der Pflegepolitik. Noch gebe es starke und professionelle Persönlichkeiten im Gesundheitssystem und auch "noch" verlässliche Teams an der Basis. Um sie zu halten, gehe es nicht um Diskussionen über Bonuszahlungen, "sondern leistungsgerechtere Löhne und gute Arbeitsstrukturen".
Das Pflegebündnis fordert u. a. auch:
- eine entsprechende Refinanzierung fairer Löhne für Pflegefachpersonen
- ein bundesweites bedarfsgerechtes und an der Patientenbedürftigkeit orientiertes Personalbemessungsverfahren
- eine bedarfsorientierte Ausbildungsfinanzierung
- eine weitere Optimierung der Ausbildungsstrukturen für die erforderliche Netzwerkarbeit zwischen Pflegeschulen, praktischen Ausbildungsträgern und Hochschulen sowie für die Sicherung der Qualität der pädagogischen Begleitung der Auszubildenden in den Pflegeeinrichtungen
- eine Akademisierung für die Praxis und "nicht weg vom Bett"
- eine Digitalisierungsoffensive an Pflegeschulen mit weiterer Refinanzierung und kreativen Konzepten