Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat angesichts der ab 15. März geltenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht Alarm geschlagen. Er rechnet "regional mit gravierenden Versorgungsproblemen für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung". Es drohe ein Fiasko, warnte der Verband am Mittwoch. Aufgrund der Omikron-Welle habe sich die ohnehin vielerorts prekäre Personalsituation in Einrichtungen und Diensten der Pflege dramatisch verschärft. Die geplante einrichtungsbezogene Impfpflicht komme "zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt".
Appell an Politik, richtige Prioritäten zu setzen
Bund und Länder müssten jetzt die Priorität auf die Entlastung der betroffenen Einrichtungen setzen und die Einführung einer allgemeinen und der einrichtungsbezogenen Impfpflicht synchronisieren, so der Appell des Paritätischen Gesamtverbands. Dessen Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider verdeutlichte:
"Das Personal in den Einrichtungen und Diensten arbeitet seit Jahren am Limit. Omikron hat die Lage dramatisch verschärft und die krankheitsbedingten Personalausfälle können schon jetzt nicht mehr überall und jederzeit kompensiert werden."
Zusätzlich zu weiteren Personalausfällen aufgrund möglicher Betretungsverbote für nicht geimpftes Personal, sei es eine Zumutung für Einrichtungen und Dienste, dass nach wie vor "unzählige praktische Fragen zur Umsetzung ungeklärt" sind.
"Unzählige Fragen" zur Umsetzung ungeklärt
"Dieses Gesetz strotzt vor handwerklichen Mängeln und operativen Absurditäten. Viele Probleme, die dieses Gesetz aufwirft, wären mit einer allgemeinen Impfpflicht schlagartig gelöst."
Eine Kritik, die viele aus der Pflege teilen.
Schneider wisse aus der Praxis von Quarantäne- und krankheitsbedingten Personalausfällen von teilweise bereits bis zu 40 %. Mancherorts bereiteten sich ambulante Dienste sogar schon darauf vor, einzelne Bereiche zu schließen bzw. auf Unterstützung, Pflege oder Betreuung angewiesene Menschen in stationäre Einrichtungen zu verlegen, da andernfalls die Betreuung nicht mehr sichergestellt werden könne.
"Wenn sich die Lage weiter verschärft, hat das dramatische Auswirkungen; es geht hier ja nicht um Fließbandproduktion, sondern um Unterstützung, Betreuung und Pflege für Menschen, die auf diese Hilfe angewiesen sind. Wenn der ambulante Pflegedienst schlicht keine Fachkraft mehr hat, die er schicken kann, um morgens, mittags und abends eine Tablette zu verabreichen, bleibt dem Pflegebedürftigen oder seinen Angehörigen im Zweifel nur noch die Wahl, dreimal am Tag den Notarzt zu rufen."