Der Druck auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aus der Profession Pflege wächst. Nachdem vor wenigen Tagen der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe mehr Tempo gefordert hat, um die Profession Pflege zu entlasten und zu stärken, hat jetzt auch der Deutsche Pflegerat (DPR) für "mehr politischen Mut zur Umsetzung von Lösungen" appelliert.
DPR: Politik muss umgehend handeln
Einrichtungen in der Pflege und im Gesundheitssystem benötigten "dringend Hilfe" und gute Rahmenbedingungen, die professionell Pflegende "deutlich" entlasteten.
Aus Sicht des DPR muss Lauterbach jetzt v. a. 3 Punkte angehen:
- die "kleinteiligen bürokratischen Prozesse" abbauen
- professionell Pflegenden mehr Kompetenzen zugestehen
- die Aufgaben der Berufe im Gesundheitssystem neu verteilen.
Seit Langem würden diese Ansätze diskutiert, jetzt müsse die Politik sie unter Beteiligung des DPR auch "umgehend" angehen.
Personalmangel und Refinanzierung drängenste Probleme
Den von Lauterbach angekündigten Reformvorhaben fehle jedoch die "Vision für die Profession Pflege", so der Vorwurf des DPR. Gefordert seien Lösungen für die 2 gewaltigsten Aufgaben im Gesundheitssystem: Das Personalproblem in der Pflege und die Refinanzierung von genügend Mitarbeitenden.
Wichtig in diesem Zusammenhang sei eine gesetzliche Personalbemessung im Krankenhaus, die sich am Pflegebedarf der Patientinnen und Patienten orientiere, deren Sicherheit garantiere und zu einer "signifikanten" Verbesserung der Arbeitsbedingungen sowie zu einer vollständigen Refinanzierung führe.
DPR-Vizepräsidentin Irene Maier sagte am Montag:
"Das ist der entscheidende Paradigmenwechsel, der im Gesetzentwurf zum Krankenhauspflegeentlastungsgesetz noch ausformuliert werden muss."
Lauterbach dürfe nicht der Illusion verfallen, dass die geplanten Tagesbehandlungen vollstationärer Behandlungen schnell Pflegepersonal freisetzten bzw. zu einer geringeren Belastung desselben führe.
Worten auch Taten folgen lassen
Außerdem erinnerte Maier Lauterbach an seine Aussagen auf dem Deutschen Pflegetag Anfang Oktober. Dort hatte der Politiker ein eigenes Gesetz zur Entbürokratisierung der Pflege angekündigt. In seinen im Bundestag angekündigten Reformvorhaben kam das Thema dann aber nicht mehr vor. Dabei werde ein solches Gesetz "dringend und schnell" benötigt. Hier seien neue Aufgabenverteilungen, verbesserte Strukturen und Abläufe gefragt. Die anderen geplanten Gesetze dürften dieses Vorhaben nicht beeinträchtigen oder gar noch zu einer höheren Bürokratie führen, warnte die DPR-Vizepräsidentin weiter.
Auch der angekündigten wirtschaftlichen Unterstützung der Studierenden in der akademischen Pflege müssten schnell Taten folgen.
Versprochen habe Lauterbach zudem, sich im kommenden Jahr mit der Finanzierung der Pflegeversicherung auseinanderzusetzen.
"Das ist eindeutig zu spät. Die Lage ist bereits jetzt prekär."