In dem seit Wochen andauernden Konflikt für einen Tarifvertrag Entlastung an den Uniklinika in Nordrhein-Westfalen (NRW) haben sich die Tarifparteien auf die Fortsetzung der Verhandlungen bis Mitte Juni verständigt. Nachdem am Dienstag vergangener Woche die Arbeitgeberseite die Verhandlungen unterbrochen hatte und gefordert habe, die Streiks auszusetzen, hätten sich beide Seiten nun auf 8 neue Verhandlungsrunden bis 14. Juni einigen können. Das teilte die Gewerkschaft Verdi mit und forderte gleichzeitig von der Landesregierung, den Tarifvertrag zu finanzieren.
Weitere Demonstration am Mittwoch geplant
Die Streiks an den 6 Uniklinika in NRW befinden sich in Woche 4. Notdienstvereinbarungen regeln die Behandlung von Notfallpatientinnen und -patienten sowie das Verfahren im Fall dringend notwendiger Versorgungen erkrankter Menschen. Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt sagte:
"Wir begrüßen die mit den Arbeitgebern abgestimmte Zeitleiste der Verhandlungen. Um das Vertrauen der Beschäftigten zurückzugewinnen, sind schnelle und belastbare Verhandlungsergebnisse wichtig."
Im Gegenzug sei die Gewerkschaft bereit, "zunächst" weitere Betten- und Stationsschließungen zu stoppen sowie den Kreis der zu versorgenden Patientinnen und Patienten in den Notdienstvereinbarungen aufzustocken.
Medien berichten zögerlich über Pflegestreik
Für diese Woche Mittwoch hat Verdi trotzdem zu einer weiteren landesweiten Demonstration und Kundgebung in Köln aufgerufen. Diese beginnt um 15 Uhr am Uniklinikum Köln.
Parallel hat sich in den Sozialen Medien unter #Pflegestreik eine Debatte entfacht über diesen "Tarifkonflikt mit Signalwirkung" für die Profession Pflege und wie die hiesigen Medien darüber berichten bzw. eben nicht berichten. So hält @alexander_jorde fest:
Selbst im philippinischen Fernsehen wird über den #Pflegestreik der 6 Unikliniken in NRW berichtet. Aber für die @tagesschau oder @ZDFheute bleibt es trotzdem maximal eine Randnotiz. https://t.co/vefbZeR00m
— Alexander Jorde (@alexander_jorde) May 26, 2022
Auch @PostheroicN schreibt:
Immerhin berichtet @aktuelle_stunde - in der vierten Streikwoche. Leider so, als würde #Patientensicherheit erst durch den Streik gefährdet. Die Wahrheit: Da streiken Leute, weil sie die seit Jahren bestehende Patientengefährdung nicht mehr mitmachen.#NotrufNRW #Pflegestreik https://t.co/fRotzHybXz
— Postheroic_Nurse (@PostheroicN) May 25, 2022
U. a. die Userin @HellesSachsen hatte ein Schreiben veröffentlicht, in dem Vorgesetzte Streikende darum bitten, sich nicht mehr an dem Arbeitskampf zu beteiligen.
Ich hab mir mal diesen Brief angeeignet, der offensichtlich gegen den Willen des Empfänger an die Öffentlichkeit gelangte, welcher aber so großflächig geschwärzt, von mir verbreitet mMn keine arbeitsrechtlichen Sanktionen rechtfertigen.
— Helles Sachsen (@HellesSachsen) May 28, 2022
Stichwort Umgang mit Pflege.
#Pflegestreik pic.twitter.com/ppH196ReDu
Zwar stünden die Vorgesetzten hinter den Forderungen des Streiks, aber "die Form, Art und Dauer der Maßnahme" werde dem Versorgungsauftrag "in keinster Weise" gerecht.
Im Interview mit BibliomedPflege hatte bereits Verdi-Aktivistin sowie Gesundheits- und Krankenpflegerin Paula Klaan beschrieben, dass manche Arbeitgebende an den Uniklinika den Druck auf ihre Mitarbeitenden erhöht hätten und dem Streik nicht mehr wohlwollend gegenüberstünden.
Tarifvertrag Entlastung – der richtige Weg aus der Pflegenot?
Die Hoffnung, dass sich mit dem Tarifvertrag Entlastung die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbessern, ist groß. Mit einer schnellen Entlastung ist dennoch nicht zu rechnen, wie Abonnentinnen und Abonnenten von Die Schwester | Der Pfleger in diesem Fachartikel lesen können.
Ein Tarifvertrag Entlastung für die Uniklinika in NRW soll regeln, wie viele Beschäftigte notwendig sind, um die Arbeit ohne Überlastung und Patientengefährdung ausführen zu können. In der Pflege soll das über Verhältniszahlen zwischen Personal und Patientinnen bzw. Patient erfolgen, in anderen Arbeitsbereichen z. B. über Mindestbesetzungen. Zudem soll sich die Ausbildungsqualität "deutlich" verbessern nach Verdi-Angaben.