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Uniklinik Gießen und Marburg

Pflegepersonal kontrolliert Umsetzung des Tarifvertrags Entlastung

Was die Arbeitgeberseite nicht schafft, haben Pflegende jetzt selbst in die Hand genommen: Belastungen erfassen und damit Transparenz schaffen.

Der Tarifvertrag Entlastung ist am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) seit 18 Monaten in Kraft. Bislang habe es die Arbeitgeberseite aber versäumt, eine schichtgenaue Personalausstattung zu erheben. Deshalb hätten das jetzt Pflegende am Haus selbst in die Hand genommen, teilte die Gewerkschaft Verdi am Freitagmittag mit. Am Donnerstag hätten "hunderte Pflegekräfte" und weitere Mitarbeitende die Besetzungssituation ihrer Stationen erfasst und Unterbesetzungen dokumentiert. Dies sei aus Eigeninitiative geschehen, da die technische Umsetzung durch die Arbeitgeberseite weiterhin ausstehe. "Bisher ist der Arbeitgeber unfähig, eine automatisierte und flächendeckende Erfassung der Besetzungen sicherzustellen. Die Kollegen haben gezeigt, dass dies möglich ist", sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Fabian Dzewas-Rehm.

Fortschritte, aber viele Lücken

Der Aktionstag habe nicht nur dazu gedient, Missstände sichtbar zu machen, sondern auch, um zu prüfen, wo der Tarifvertrag bereits wirke. Besonders auf Intensivstationen seien Fortschritte erkennbar, etwa durch Bettenreduzierungen zur Entlastung. Auf Normalstationen hingegen gibt es laut Verdi weiterhin erhebliche Probleme.

"Die Belastungen müssen schichtgenau erfasst und schrittweise abgebaut werden. Es ist inakzeptabel, die Umsetzung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu verschieben", so Dzewas-Rehm, der der Geschäftsführung eine Verzögerungstaktik vorwarf. Denn sie wolle die Einführungsphase des Tarifvertrags und die pauschale Gewährung der Entlastungstage verlängern.

Mehr Personal erforderlich

Der Tarifvertrag Entlastung, der im Frühjahr 2023 nach einem mehrwöchigen Streik am UKGM ausgehandelt wurde, sieht klare Maßnahmen zur Personalbemessung vor. Dazu zählen:

  • Nutzung von Instrumenten zur Erhebung des Pflegeaufwands
  • Einführung von Personal-Patienten-Ratios
  • Aufbau von über 100 Vollzeitstellen im technischen und administrativen Bereich

Bei Verstößen gegen die Regelungen erhalten Mitarbeitende zusätzliche Entlastungstage. Doch die Umsetzung stocke, so Verdi.

Verdi: Arbeitgeberseite muss mehr tun

Eine der größten Herausforderungen bleibe der Fachkräftemangel. Dauerhafte Bettensperrungen seien keine Lösung. Denn sie verstärkten den Teufelskreis nur noch mehr, wenn nicht genügend Personal für die Patientenversorgung da sei.

Die Beschäftigten hätten am Aktionstag klar signalisiert: Sie erwarten mehr Engagement von der Arbeitgeberseite. "Die Kollegen wollen arbeiten – aber unter besseren Bedingungen. Der Arbeitgeber muss endlich ernsthafte Bemühungen zeigen, Personal zu gewinnen und vor allem zu halten. Sonst wird es weiteren Druck brauchen, damit Vereinbarungen eingehalten werden", verdeutlichte Dzewas-Rehm.

Eine schichtgenaue Erfassung der Besetzung sei möglich. Das habe der Aktionstag gezeigt. Nun bleibe es an der Arbeitgeberseite, diese Transparenz umzusetzen und die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.

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