Die Pläne der nordrhein-westfälischen Landesregierung, eine Sozialassistenzausbildung auf eine anschließende Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann anrechnen zu lassen, sieht der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest kritisch. Zwar sei unstrittig, dass kreative und pragmatische Ansätze nötig seien, um mehr Menschen für Pflegeberufe zu begeistern und zu qualifizieren. Grundsätzlich sei auch die Sozialassistenzausbildung ein guter Weg, um Arbeitsfelder im sozialpflegerischen Bereich kennenzulernen und durch sie eine Voraussetzung für weitere Bildungs- und Berufswege zu erwerben. Aber es sei ein Holzweg, damit die grundständige pflegerische Fachausbildung zu verkürzen, die für eine anspruchs- und verantwortungsvolle Tätigkeit am Menschen qualifiziere, kommentierte DBfK-Nordwest-Vorsitzender Martin Dichter die vorgestellten Pläne am Montag.
DBfK Nordwest bezweifelt Rechtskonformität mit Pflegeberufegesetz
Die jeweiligen Ausbildungen hätten "völlig verschiedene Ziele und Inhalte": Während die Sozialassistenzausbildung eine Orientierung über Beschäftigungsmöglichkeiten im Sozial- und Gesundheitssystem inklusive einer Überprüfung der persönlichen Eignung dafür mittels Praxis- und Selbsterfahrung vermittle, qualifiziere die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann für eine selbstständige, umfassende und prozessorientierte Planung sowie Durchführung pflegerischer Handlungen.
Dichter bezweifelt zudem, dass die geplante Anrechnung konform ist mit den §§ 11 und 12 des Pflegeberufegesetzes sowie dem EU-Recht. Letzteres sehe zwar die Möglichkeit von Befreiungen bei Auszubildenden vor, sofern ein Teil der Ausbildung im Rahmen anderer Ausbildungsgänge erworben werde. Allerdings müsse dies auf mindestens gleichwertigem Niveau geschehen. Das sei bei der Sozialassistenz "eindeutig nicht der Fall", so Dichter.
"Gleichmacherei zwischen Hilfsberufen und der professionellen Pflegeausbildung" verhindern
Bereits mit der Anrechnung der einjährigen Pflegeassistenzausbildung auf die dreijährige Pflegefachausbildung habe die NRW-Landesregierung den Anspruch heruntergeschraubt. Mit der Anrechenbarkeit der Sozialassistenzausbildung zementiere sie nun die "Gleichmacherei zwischen Hilfsberufen und der professionellen Pflegeausbildung an Pflegeschulen und Hochschulen".
Das sei verantwortungslos, sowohl den unzureichend Ausgebildeten als auch den Pflegebedürftigen gegenüber. Dichter betonte weiter:
"Wir lehnen das ab und laden den für NRW verantwortlichen Gesundheitsminister Laumann ein, mit uns zusammen wirklich zielführende neue Wege in die Pflege zu entwickeln, ohne sie zu deprofessionalisieren."