Die Dienstgeberseite des katholischen Wohlfahrtsverbands Caritas hat sich erneut gegen allgemeinverbindliche Tarifverträge ausgesprochen. Vielmehr befürwortet die Organisation generell mehr Bewegung in der Tariflandschaft. Das teilte die Dienstgeberseite am Donnerstag mit.
Allgemeinverbindliche Tarifverträge sorgten für "unflexible Vorgaben"
Die seit September geltende Tarifbindung in der Altenpflege setze den nötigen Rahmen für Tarifverträge und sorge für den notwendigen Wettbewerb der Arbeitgebenden in der Pflegebranche. Eine "Top-Down-Verordnung" über eine Allgemeinverbindlicherklärung, die einzelnen Tarifvertragsparteien unflexible Vorgaben aufzwinge, sei jedoch ebenso wenig sinnvoll, wie eine damit einhergehende "Gleichschaltung der Tariflandschaft". Aus Sicht der Caritas seien dies keine Lösungen, um bestehende Lohngefälle zu reduzieren.
Vielmehr schaffe die mit dem Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz (GVWG) eingeführte Tarifbindung einen guten Anreiz für alle Arbeitgebenden in der Pflegebranche, mit den Löhnen nachzuziehen.
Pflegepersonal profitiert
Das GVWG wahre die Tarifautonomie, stärke den Wettbewerb tariflicher Regelungen und fördere die Tarifbindung. Die Nachfrage nach Tarifverträgen habe sich seit September bereits erhöht, so der Sprecher der Caritas-Dienstgeberseite, Norbert Altmann. Und diese Nachfrage werde noch weiter steigen, äußerte er sich überzeugt.
"Die Ergebnisse kommen direkt den Pflegekräften zugute. Klar ist aber auch: Das GVWG muss definitiv weiterentwickelt werden, insbesondere bei der uneindeutigen und deshalb problematischen Option, dass sich Entgelte künftig an das regional übliche Entgeltniveau anlehnen können. Es fehlen hier noch klarere Vorgaben."
Insgesamt trage das GVWG dazu bei, den Pflegeberuf aufzuwerten. In der Caritas-Mitteilung heißt es dazu:
"Durch mehr Tarifbindung und steigende Löhne wird es noch attraktiver, als Pflegekraft bundesweit nachgefragt zu sein – eine einzigartige Situation in der Berufswelt."
Die Studie "Ich pflege wieder, wenn…" hatte Mitte dieses Jahres gezeigt: Mind. 300.000 zusätzliche Vollzeit-Pflegende könnten durch Rückkehr in den Pflegeberuf und Aufstockung der Arbeitszeit für die Profession Pflege gewonnen werden – optimistisch gerechnet sogar 660.000 – wenn nur die Arbeitsbedingungen, etwa über Tarifverträge, deutlich besser würden.