Zeitarbeit ist für Pflegende v. a. aus 3 Gründen attraktiver als eine Festanstellung:
- bessere Bezahlung (55 %)
- selbstbestimmte und flexiblere Arbeitszeiten (51 %) und
- spontanes "Einspringen" im Fall von Dienstplanänderungen entfällt (47 %).
Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Pflegekammer Niedersachsen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung zur Zeitarbeit in der Pflege.
Zeitarbeit für viele Pflegende attraktiv
Umgekehrt gibt es aber auch Gründe, der Zeitarbeit fernzubleiben: Dies sind für die Befragten die dauerhafte Zugehörigkeit zu einem festen Pflegeteam (69 %) sowie der feste Dienstort (68 %).
Insgesamt können sich 17 % der Befragten vorstellen, in die Zeitarbeit zu gehen. Das geht aus einem in der vergangenen Woche von der Kammer veröffentlichten Factsheet zur Umfrage hervor.
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Zeitarbeitsfirmen locken mit hohen Gehältern, Wunscharbeitszeiten und manchmal sogar Dienstwagen. Damit können Kliniken und Pflegeeinrichtungen kaum mithalten. Leiharbeit kostet sie nicht nur eine Menge Geld, sondern belastet auch das Stammpersonal. Muss die Politik intervenieren?
Primär Festangestellte sehen die Zusammenarbeit mit Pflegenden in Zeitarbeit allerdings kritischer als ihre Kolleginnen und Kollegen in der Zeitarbeit. Rund 70 % der Befragten in Festanstellung gaben an, dass die Arbeitsbelastung für festangestellte Pflegefachpersonen mit dem Einsatz von Zeitarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmern bei der Organisation von Arbeitsstrukturen und -prozessen steige. Diese Sichtweise vertreten hingegen nur 29 % der befragten Zeitarbeitskräfte.
Arbeitsbedingungen für Festangestellte in der Pflege verbessern
"Fast 60 Prozent der Befragten sind sehr unzufrieden oder unzufrieden mit ihrer Berufssituation – das ist alarmierend! Wir müssen genau hinsehen, was die Zeitarbeit so attraktiv macht und wie die Erkenntnisse auch für Festangestelltenverhältnisse genutzt werden können. Wenn sich die Arbeitsbedingungen für Festangestellte in der Pflege nicht verbessern, werden immer mehr Beschäftigte entweder den Beruf verlassen oder sich für die Zeitarbeit entscheiden", kommentierte Kammerpräsidentin Nadya Klarmann die Ergebnisse.
Im Herbst 2019 hatten insgesamt 2.775 Personen an der Befragung teilgenommen. Die Mehrheit der Befragten befand sich zum Umfragezeitpunkt in einer Festanstellung in der Pflege (86 %), 4 % in einem Zeitarbeitsverhältnis.
In Berlin hat der Senat im Februar dieses Jahres eine Bundesratsinitiative beschlossen, um die zunehmende Leiharbeit in der Pflege einzudämmen.