Das Universitätsklinikum Frankfurt stellt sich auf Personalengpässe in den kommenden Jahren ein. Das Haus befinde sich in permanentem Wettstreit um Mitarbeiter, sagte Jürgen Graf, ärztlicher Direktor der Uniklinik.
Wettstreit um Fachpersonal
Um weiterhin die Versorgungssicherheit und den Patientenschutz garantieren zu können, bräuchte die Uniklinik erhebliche Ressourcen. Graf betonte:
"Natürlich Geld. Noch knapper sind aber Mitarbeiter und deren spezifische Qualifikationen in den letzten Jahren geworden."
Hauptfrage werde sein, wie die Versorgungslage nach 2030 gewährleistet werden könne, wenn ein Großteil der Babyboomer-Generation bereits in Rente gegangen sei, der Versorgungsbedarf durch die alternde Gesellschaft aber zunehme.
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Nachfrage aus dem Ausland ist groß am Uniklinikum Frankfurt
Dabei spiele auch die aktive Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland eine Rolle.
Dazu arbeite die Uniklinik mit Firmen und Agenturen zusammen – die Zahl der potenziellen neuen Mitarbeiter liege im dreistelligen Bereich, erklärte Pflegedirektorin Birgit Roelfsema.
"Wir rekrutieren sehr breit, über Programme im Iran und in den Philippinen. Zudem arbeiten wir an einer Kooperation mit brasilianischen Pflegekräften."
Initiativbewerbungen erreichten die Klinik täglich von Menschen aus "aller Herren Länder" – darunter insbesondere aus der Türkei, Indien und dem Iran.
"Wir könnten sofort 50 neue Pflegekräfte einstellen."
Das Problem: Einstellungsprozesse dieser Menschen sind oft mit behördlichen Hürden verbunden. Leistungsanerkennung und Arbeitserlaubnis sind nur zwei wichtige Punkte, die erfüllt werden müssen und viel Zeit beanspruchen.
Bürokratie und langwierige Anerkennungsprozesse als Hürden
Graf möchte dem entgegenwirken:
"Wir sind zu vielem bereit: Wir sind auch bereit, Menschen einzustellen, die noch fehlende Qualifikationen haben, um diese hier vor Ort gezielt durch theoretische und praktische Lehrangebote an unserem neu gegründeten Gesundheitscampus Universitätsmedizin Frankfurt Rhein-Main zu vervollständigen."
Derzeit arbeiteten Menschen aus 123 Nationen am Klinikum. Rund 7.500 Beschäftigte hat Hessens größte Uniklinik insgesamt. Dazu kämen 3.000 Studenten und 700 Auszubildende, zwei Drittel von ihnen in medizinischen beziehungsweise Pflegeberufen.
Graf sagte:
"Rund zehn Prozent Nachwuchs pro Jahr – mit dieser bisher üblichen Quote kämen wir vielleicht bis 2030. Danach wird es eng."
Die Ausbildungszahlen sollen sich daher bis 2030 verdoppeln. Statt 500 Auszubildende in Gesundheitsfachberufen soll die Zahl dann auf 1.000 steigen.
Doch das allein reiche nicht: Wesentlich sei auch, dass Deutschland als Land und Arbeitgeber attraktiv sei. Arbeitgeber und Mitarbeiter müssten offensiv bereit sein, Menschen aus anderen Ländern und Kulturen aufzunehmen und in den deutschen Arbeitsalltag und die Gesellschaft zu integrieren.
Positivbeispiel Irland
Deutlich besser positioniert auf dem internationalen Arbeitsmarkt sei zum Beispiel Irland – dort liefen Prozesse und die berufliche Integration deutlich schneller. In anderen Ländern spreche sich auch schnell herum, wo man schnell Arbeit bekomme und wo es mit den Anerkennungsverfahren besser funktioniere, mit weniger bürokratischen Hürden, sagte Roelfsema.
"Wir sind noch nicht dabei, zu sagen, es läuft gut und schnell. Da müssen wir in Deutschland schneller werden."
Auch in Sachen Willkommenskultur gibt es hierzulande viel zu tun.
Quelle dpa/BIbliomed