Eine bedeutende Zahl an Pflegefachpersonen aus dem Ausland steigt während des Anerkennungsverfahrens ihrer Berufsqualifikation in Deutschland an einem bestimmten Punkt aus. Das zeigt die aktuelle Studie "Verlorene Pflegefachkräfte" des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB).
Bedeutende Zahl an Pflegefachpersonen geht deutschen Arbeitsmarkt verloren
In Deutschland stellten seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes 2012 bis 2021 rund 60.000 außerhalb der EU qualifizierte Pflegefachpersonen einen Antrag auf Anerkennung als Gesundheits- und Krankenpflegerin oder Gesundheits- und Krankenpfleger sowie als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Der größte Teil von ihnen müsse aber – weil wesentliche Unterschiede zwischen der ausländischen Berufsqualifikation und dem deutschen Referenzberuf bestehen – auf dem Weg zur vollen Gleichwertigkeit eine sogenannte Ausgleichsmaßnahme erfolgreich absolvieren. Das kann eine Kenntnisprüfung oder ein Anpassungslehrgang sein.
Genau an dieser Stelle beende oder unterbräche eine "bedeutende Anzahl der Pflegekräfte" ihr Anerkennungsverfahren, schreibt das BIBB in seiner Studie unter Berufung auf die amtliche Statistik zur Anerkennung.
Langwieriges Anerkennungsverfahren
Damit drohe das Potenzial der im Ausland qualifizierten Personen für den deutschen Arbeitsmarkt verloren zu gehen, warnt das Bundesinstitut. Für die im Ausland qualifizierte Fachperson bedeute dies, nicht in ihrem erlernten Beruf arbeiten zu können.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem im Ausland qualifizierte Pflegende, einen Bescheid mit "Auflage" einer Ausgleichsmaßnahme erhielten, hätten sie in der Regel bereits Zeit und Geld in das Anerkennungsverfahren investiert. Mit einem solchen Bescheid hätten sie eine realistische Möglichkeit, eine volle Anerkennung zu erhalten, wenn sie die Ausgleichsmaßnahme erfolgreich absolvierten. Nur dann könnten sie ihrer Qualifikation entsprechend tätig und auch als Pflegefachperson bezahlt werden.
Ausländische Pflegefachpersonen arbeiten in Deutschland auf Helferniveau
Die Ergebnisse der BIBB-Studie zeigen, das Pflegende ohne erfolgreich abgeschlossene Ausgleichsmaßnahme zwar oft weiterhin dem Gesundheitssystem zur Verfügung stehen – allerdings unterhalb der eigenen Qualifikation auf Helferniveau.
Um diese Personen nachhaltig als Pflegefachpersonen zu gewinnen, ist nach Auffassung des BIBB-Studienteams elementar, ihnen einen "begehbaren Weg" über die Ausgleichsmaßnahme zur vollen Anerkennung zu ermöglichen.
Die Studie listet dafür folgende Handlungsoptionen auf:
- ausreichende Angebote sicherstellen und Arbeitgeber einbinden
- (Fach-)Spracherwerb mitdenken
- Bescheide verständlich als Wegweiser in die Ausgleichsmaßnahme gestalten
- Beratung und Begleitung bereitstellen
- Akteurinnen und Akteure zusammenbringen sowie Prozess koordinieren
- Möglichkeiten der Standardisierung von Anpassungslehrgängen prüfen
- Finanzierung sichern
- Anpassungslehrgang für die nachhaltige Integration nutzen