Infolge der Alterung der Gesellschaft werden in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis einer neuen Vorausberechnung zum Pflegekräftearbeitsmarkt (Pflegekräftevorausberechnung) am Mittwoch mitteilte, wird der Bedarf an erwerbstätigen Pflegekräften ausgehend von 1,62 Millionen im Vor-Corona-Jahr 2019 voraussichtlich um ein Drittel (plus 33 Prozent) auf 2,15 Millionen im Jahr 2049 steigen.
Berechnungen mit Modellcharakter
Zur Entwicklung der Zahl an Pflegekräften hat Destatis zwei Varianten mit unterschiedlichem Fokus auf demografische und gesellschaftliche Veränderungen vorausberechnet.
- Die "Trend-Variante" berücksichtigt neben der demografischen Entwicklung auch die positiven Trends am Pflegearbeitsmarkt aus den 2010er-Jahren. Sie verdeutlicht somit die Potenziale, die sich für das Angebot an Pflegekräften bei einer Fortsetzung dieser Entwicklung in den Pflegeberufen ergeben. Danach steigt die Zahl der erwerbstätigen Pflegekräfte bis 2034 auf 1,74 Millionen (plus sieben Prozent gegenüber 2019) und anschließend bis 2049 auf 1,87 Millionen (plus 15 Prozent). Nach dieser günstigsten Variante der Vorausberechnung läge die Zahl der verfügbaren Pflegekräfte bereits im Jahr 2034 um 90.000 unter dem erwarteten Bedarf. Bis 2049 würde sich diese Lücke weiter auf voraussichtlich 280.000 Pflegekräfte vergrößern, sodass knapp ein Fünftel (plus 17 Prozent) mehr Pflegekräfte benötigt würden, als 2019 in diesen Berufen arbeiteten.
- Die "Status-quo-Variante" zeigt dagegen ausschließlich die Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf die künftige Zahl an Pflegekräften. Sie berücksichtigt folglich keine Trends der Vergangenheit auf dem Pflegearbeitsmarkt. Nach dieser Variante würde die Zahl der Pflegekräfte von 1,62 Millionen im Jahr 2019 bis 2034 auf 1,48 Millionen (minus neun Prozent gegenüber 2019) und dann bis 2049 auf 1,46 Millionen (minus zehn Prozent) sinken. Haupttreiber dieser Entwicklung ist nach Destatis-Angaben das verstärkte Erreichen des Renteneintrittsalters der Babyboomer-Generation in den nächsten zehn Jahren. Dadurch fehlten dem Arbeitsmarkt alleine aus Altersgründen benötigte Pflegekräfte. Nach dieser ungünstigsten Variante der Vorausberechnung würden im Jahr 2034 rechnerisch 350.000 Pflegekräfte fehlen. Bis zum Jahr 2049 würde sich diese Lücke sogar auf 690.000 fehlende Pflegekräfte ausweiten, was gut zwei Fünfteln (43 Prozent) der im Jahr 2019 in Pflegeberufen tätigen Personen entspricht.
Vorausberechnungen seien keine Prognosen, betonte Destatis. Sie lieferten "Wenn-Dann-Aussagen" und zeigten, wie sich Eckwerte und Strukturen unter bestimmten Annahmen veränderten. Der Verlauf der maßgeblichen Einflussgrößen sei mit zunehmendem Abstand vom Basiszeitpunkt immer schwerer abschätzbar. Somit habe insbesondere die langfristige Rechnung bis 2049 Modellcharakter. Weitere Unsicherheiten bestünden in der Komplexität des Modells.