Der Arbeitskreis Privater Pflegevereinigungen in Bayern schlägt Alarm: Angesichts der enorm gestiegenen Energie- und Betriebskosten bestehe die Gefahr, dass die pflegerische Versorgung vielerorts zum Erliegen kommt. Der Zusammenschluss der Pflegeverbände im Freistaat sieht Pflege- und Krankenkassen in der Pflicht, Refinanzierungen zu verhandeln. Diese weigerten sich jedoch, so der Vorwurf der Pflegeeinrichtungen in einer gemeinsamen Mitteilung von Dienstag. Jetzt müsse Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) "schnellstmöglich" intervenieren und dafür Sorge tragen, "dass die ambulante Pflege nicht wegbricht".
Sachkostensteigerung von rd. 14 %
Explodierende Benzinpreise und die hohe Inflationsrate hätten zu einer "dramatischen" Sachkostensteigerung von rd. 14 % geführt. Die stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) Südost, Stefanie Renner, sagte:
"Trotzdem bestreiten die Kassen diese Entwicklung und lehnen Verhandlungen zur Refinanzierung ab."
Die ambulanten Pflegedienste benötigten auch vor dem Hintergrund der ab September geltenden Tariflohnpflicht monetäre Planungssicherheit.
Die Vorsitzende des Arbeitgeber- und BerufsVerbands Privater Pflege (ABVP), Franziska Arsenijevic, ergänzte:
"Kein Pflegedienst hat Ressourcen, um solche Kostensteigerungen auf Dauer aufzufangen."
Die Mitgliedsverbände des Arbeitskreises fürchten nun, dass viele Pflegedienste – in der Mitteilung ist die Rede von bis zu 30 % – schließen müssen oder weniger pflegebedürftige Personen betreuen können.
Bis zu 30 % der Pflegedienste droht das Aus
Zusätzlich belastend sei, dass bereits jetzt aufgrund des Personalmangels Pflegebedarfe von Bestandskunden in vielen Fällen nicht mehr vollständig gedeckt werden können und Neukunden oftmals unversorgt bleiben müssen.
Zum Arbeitskreis Privater Pflegevereinigungen gehören neben DBfK und ABVP der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste, der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen, die Bundesarbeitsgemeinschaft Hauskrankenpflege sowie der Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe.
Bereits im April hatte die Caritas vor Leistungseinschränkungen in der ambulanten Pflege gewarnt.