• 15.08.2022
  • PflegenIntensiv
Kurzfristige Unterstützung mit langfristigem Effekt

iSupporter

PflegenIntensiv

Ausgabe 3/2022

Seite 38

Fällt in den Intensivbereichen der Westküstenkliniken kurzfristig Personal aus, eilen die iSupporter zur Hilfe. Die Spezialeinheit aus Pflegenden peripherer Stationen entlastet das Intensivteam. Gleichzeitig erhalten diese Pflegenden als iSupporter die Möglichkeit, ihr Wissen zu erweitern und Erfahrungen in der Intensivpflege zu sammeln.

Zur Versorgung intensiv- und überwachungspflich­tiger Patientinnen und Patienten (im Folgenden: Patienten), verfügen unsere Westküstenkliniken (Textkasten: Westküstenkliniken) am Standort Heide über eine Intensivstation mit 24 Betten in Einzelboxen und einer Intermediate-Care-Station, auf der wir neben den zehn Betten der Stroke Unit noch zehn weitere Low-Care-Betten zur Überwachung betreiben. Unsere Weaningstation hatten wir in der ersten Phase der Coronapandemie als Intensivstation für COVID-19-Patienten genutzt und wird mit dem Aufbau einer eigenen Klinik für Pneumologie aktuell neu strukturiert.

Westküstenkliniken

Die Westküstenkliniken sind das größte kommunale Krankenhaus in Schleswig-Holstein und mit fast 800 Planbetten und rund 3.000 Mitarbeitenden die drittgrößte Klinik zwischen Nord- und Ostsee. Die überregionale Stroke Unit in Heide ist zentraler Bestandteil eines Schlaganfallnetzwerks mit drei zusätzlichen Klinikstandorten in Brunsbüttel, Husum sowie Wyk auf Föhr. Ähnlich zentral ist die Rolle des überregionalen Traumane

Nominell stehen uns damit zusammengenommen mehr als 40 High- und Low-Care-Betten zur Ver­fügung. Aber wie im gesamten Bundesgebiet fehlen die Mitarbeitenden, um die Kapazitäten voll auszuschöpfen.

Bereits vor der Coronapandemie war die Personalsituation angespannt, die Pandemie hat diese verstärkt. War unter den Mitarbeitenden noch im März 2020 eine hohe Bereitschaft zu spüren, die Krise gemeinsam durchzustehen und mit einem hohen persönlichen Engagement zu bewältigen, sind sie nun müde. Dabei resultiert die Erschöpfung weniger aus der tatsächlichen Arbeitsbelastung, die in Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Regionen der Bundesrepublik durchaus geringer war. Die Inzidenzen waren bis zum Auftreten der Omikron-Welle niedrig und damit auch die Belegung der Intensivstation mit COVID-19-Patienten. Die Hauptlast bei der Versorgung jener Patienten trug unsere periphere Infektionsstation. Gleichwohl waren fast immer alle verfügbaren Intensivbetten von anderen intensiv- und überwachungspflichtigen Patienten belegt. Hinzu kam der mangelnde Ausgleich wegen fehlender Freizeitmöglichkeiten infolge des Lockdowns. Und das trotz einer Steigerung der Zahl an Pflegepersonen im gesamten Haus und auch auf der Intensivstation zwischen 2019 und 2021.

Im vergangenen Jahr haben die Mitarbeitenden verstärkt den Wunsch nach einer Reduzierung der Arbeitszeiten oder anderen Tätigkeitsmöglichkeiten geäußert. Ein Trend, der sich fortsetzt. Krankheitsausfälle und normale Fluktuation dünnen die Personaldecke zusätzlich aus und erschweren es, selbst kurzfristige Personalausfälle zu kompensieren, ohne das verbliebene Personal über Gebühr zu belasten.

Personalausfälle schnell kompensieren

Wir suchten nach einem Weg, kurzfristige und zeitlich begrenzte Personalausfälle – z. B. krankheitsbedingt – schnell kompensieren zu können. Gemeinsam mit der Personalentwicklung und der Unternehmenskom­munikation haben wir daher vor gut einem Jahr das iSupporter-Programm entwickelt und nach Abstimmung mit dem Betriebsrat innerhalb kürzester Zeit ausgerollt. Im Oktober 2021 sind die ersten vier iSupporter gestartet.

Kommt es auf der Intensivstation, der Stroke Unit oder der Überwachungsstation z. B. zu krankheits­bedingten Ausfällen oder anderem kurzfristigen Personalbedarf, rücken die iSupporter von ihrer Heimatstation aus an, um im Tandem mit einer erfahrenen Pflegefachperson auf der Intensivstation für einen begrenzten Zeitraum auszuhelfen.

Wichtig ist, mit der Stärkung der Intensivbereiche die Heimatstationen nicht personell zu schwächen. Daher verteilen wir die infolge des Einsatzes der iSupporter entstehende personelle Last möglichst gerecht auf alle Stationen.

Für ihren Einsatz auf der Intensivstation, der Stroke Unit oder der Intermediate Care (IMC, Intensivüberwachungspflege) bereiten wir die iSupporter mit einem speziellen Traineeprogramm vor, in dem sie die Sta­tion und ihre Abläufe kennenlernen. Darüber hinaus arbeiten die iSupporter regulär einmal im Quartal für eine Woche unter Anleitung auf der Intensivstation. Für ihre Bereitschaft, flexibel zu helfen, erhalten die Unterstützungskräfte auch eine zusätzliche Vergütung. Allerdings ist weniger das Geld die Motivation, iSupporter zu werden. Vielmehr geht es den überwiegend jungen Teilnehmenden um Abwechslung und Erweiterung ihres Wissens. Alle iSupporter sind in den Zwanzigern, aber bereits erfahrene, examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger.

Zu den Aufgaben der iSupporter gehören jeweils in Abstimmung mit der erfahrenen Tandempartnerin bzw. dem -partner die grundpflegerische Versorgung, die Lagerung, die Mobilisation, Prophylaxen sowie nach Einweisung die Antrittskontrolle. Die iSupporter werden ferner in die medikamentöse Therapie sowie in die Diagnostik eingebunden. Sie unterstützen bei invasiven Eingriffen, übernehmen die Transportbegleitung innerhalb der Klinik und kümmern sich um die Wunddokumentation und die Fallanlagen.

Die Teilnehmenden erhalten durch das Programm nicht nur einen tiefen Einblick in die Intensivpflege und damit wertvolles Wissen für ihre fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Die iSupporter sind auch nach außen als Team zu erkennen. iSupporter haben ein eigenes Logo (siehe Textkasten), das sich auf ihren Jacken befindet und mit dem auch eine Trinkflasche und andere nützliche Utensilien gebrandet sind, die ein iSupporter zum Einstieg erhält. Mit diesem eigenständigen Logo und einem umfangreichen Begrüßungspaket stiften wir Identifikation und machen die iSupporter auch zu etwas Besonderem.

Sprungbrett iSupporter

Isabelle Dauphin und Lisa Krempien sind auf den Geschmack gekommen. Nach wenigen Monaten als iSupporter für unsere Intensivstation in Heide steht für die beiden examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen fest, in die Intensivpflege zu wechseln. Seit diesem Februar gehören die beiden Frauen fest zum Intensivteam.

Die Motivation für den Wechsel ist bei beiden dieselbe. Beide reizt die vielschichtige und abwechslungsreiche Arbeit in der Intensivpflege. Dazu gehören die Krankheitsbilder, die Gerätschaften und das geforderte medizinische Wissen. Die jungen Frauen streben in einem nächsten Schritt die Fachweiter­bildung als Intensivpflegepersonen an, die sie in Heide absolvieren können.

Mit dem Wechsel von Lisa Krempien und Isabelle Dauphin haben wir mehr erreicht, als wir mit unserem bundesweit wohl einmaligen Projekt beabsichtigt hatten.

Weitere Bausteine des Konzepts

Das iSupporter-Programm ist allerdings nur ein kleiner, aber feiner Baustein eines umfassenden Konzepts aus kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Stärkung unseres Intensivbereichs. Wir setzen dazu früh bei der Gewinnung von Intensivpflegenden an, indem wir Auszubildende, die nach ihrem Examen in einem der Intensivbereiche arbeiten und später ihre Fachweiterbildung als Intensivpflegepersonen absolvieren wollen, mit einem strukturierten Programm fördern. Die Fachweiterbildung können interessierte Pflegende seit April 2021 in unserem Bildungszentrum in Heide und damit wohnortnah absolvieren. Die ersten Teilnehmenden haben im Juni ihre Fachweiterbildung erfolgreich abgeschlossen.

Wir sehen es als unsere Aufgabe an, diese hoch spezialisierten Pflegenden für das einzusetzen, wofür sie ausgebildet worden sind. Daher ist es ein weiterer Teil unseres Konzepts, den Pflegenden auf der Intensivstation jene Arbeit abzunehmen, die Mitarbeitende mit anderen Qualifikationen genauso gut oder sogar besser ausführen können. Wir haben z. B. Notfallsanitäterinnen und -sanitäter für das Rea-Team oder bei Interventionen im Einsatz. Medizinische Fachangestellte organisieren die Abläufe auf der Station und kümmern sich gemeinsam mit Assistenzpersonal um Medikamenten- und Materialbestellungen, Hygienefragen und Dokumentation. Das fest auf der Station eingesetzte Reinigungspersonal übernimmt die Bettenaufbereitung.

Zwei iSupporter sind bereits fest auf die Intensivstation gewechselt und streben jetzt die Fachweiterbildung an (Textkasten: Sprungbrett iSupporter); eine dritte folgt demnächst. Dann sind noch drei Unterstützungskräfte im Einsatz. Eine zweite Ausschreibungsrunde soll noch vor dem Herbst starten.

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