Spracherkennung, smarte Pflegebetten und Telemedizin – mit modernster Technologie will die Stadt Linz in Österreich ihre zehn Pflegeheime Schritt für Schritt digitalisieren. Start für das Pilotprojekt ist zunächst ein Testlauf in einem Seniorenzentrum. Die wissenschaftliche Auswertung der Ergebnisse soll noch im ersten Halbjahr dieses Jahres vorliegen. Im Fall eines positiven Ausgangs ist eine Ausweitung der Technik auf weitere Häuser ab 2025 geplant.
Mit Digitalisierung Pflegekräfte entlasten
Die neuen Technologien sollen den häufig schwierigen Arbeitsalltag der Pflegenden künftig erleichtern sowie die Pflege einfacher und noch sicherer machen, teilte die Stadt vor wenigen Tagen auf ihrer Webseite mit. Adäquate Rahmenbedingungen seien unabdingbar, um die herausfordernden Aufgaben in der Pflege bewältigen zu können. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) sagte:
"Das Linzer Pilotprojekt soll die Attraktivität der Pflege- und Betreuungsberufe erhöhen sowie so zur Reduktion des Personalmangels beitragen."
Zwar löse Digitalisierung allein nicht den Fachkräftemangel. Aber sie könne wesentlich dazu beitragen, die Pflegequalität sicherzustellen sowie Pflegepersonal zu entlasten. So könnten digitale Werkzeuge etwa dabei helfen, die Arbeitsabläufe zu optimieren. Sie sollen dort zum Einsatz kommen, wo sie den Mitarbeitenden wieder mehr Zeit für die eigentlichen Pflegeaufgaben verschafften.
Spracherkennung, smarte Pflegebetten und Sturzsensorik
Der Geschäftsführer der Seniorenzentren der Stadt Linz, Robert Ritter-Kalisch, ergänzte:
"Es ist uns hier wichtig, weg- und zeitintensive Tätigkeiten technisch zu ersetzen, niemals aber persönlichen Kontakt, Berührung, Zuwendung und Beziehung."
Zur eingesetzten Technik gehören zum Beispiel
- ein elektronisches Pflegedokumentationssystem per Spracheingabe. Künstliche Intelligenz (KI) erstellt Trinkprotokoll, Ernährungsprotokoll und Vitalwerte, manuelle Eingaben werden überflüssig. Die KI versteht Dialekte und lernt die Sprechweise der Pflegekräfte.
- Tablets zur Wunddokumentation
- Sturzsensorik
- Risikomonitoring
- ein smartes Pflegebett, das Gewicht und Vitalwerte erfasst und in die Pflegedokumentation einspeist
- Telemedizin
In den zehn städtischen Pflegeheimen in Linz versorgen 800 Pflegende knapp 1.200 Menschen stationär.
Deutschland hinkt in der Digitalisierung hinterher
Hierzulande läuft die Digitalisierung von Pflegeheimen schleppend. Strukturelle Hürden bremsten den Fortschritt aus, kritisierte jüngst das Bündnis Digitalisierung in der Pflege.