Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die Pflege zu revolutionieren – vorausgesetzt, es stehen ausreichend hochwertige Daten zur Verfügung. Das betont Wirtschaftsinformatiker Daniel Fürstenau im Interview mit dem Tagesspiegel. In aktuellen Projekten analysiert sein Team rund eine Million elektronische Patientenakten, um beispielsweise das Sturzrisiko von Pflegebedürftigen präzise vorherzusagen. Das Ziel besteht darin, gefährdete Personen frühzeitig zu identifizieren und gezielt zu unterstützen.
Bereits heute kommen regelbasierte Algorithmen in der Pflege zum Einsatz, etwa zur Risikoeinschätzung. Doch Fürstenau sieht großes Potenzial in KI-gestützten Systemen, die Entscheidungen verbessern und Pflegefachpersonen entlasten können, wie mit Spracherkennung bei der Dokumentation.
Pflegeausbildung anpassen
Ein zentrales Problem bleibet jedoch bestehen: Viele KI-Anwendungen sind noch nicht zugelassen, oft aufgrund langwieriger Prozesse und Datenschutzbedenken. Fürstenau plädiert für eine sichere, aber pragmatische Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA), um eine sektorübergreifende Versorgung zu ermöglichen und Doppeluntersuchungen zu vermeiden.
Auch organisatorisch könne KI helfen, zum Beispiel durch intelligente Dienstplan-Apps oder ein Ressourcenmanagement in Pflegeeinrichtungen. Damit solche Systeme funktionierten, sind laut Fürstenau größere und besser nutzbare Datensätze nötig. Gleichzeitig sei die Ausbildung von Pflegenden anzupassen, um digitale Kompetenzen frühzeitig zu fördern.