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Kritische Stellungnahme

Fachweitergebildete Pflegefachpersonen mehr wertschätzen

Die DGF fordert die systematische Integration der Fachweiterbildung von Pflegefachpersonen in das BAPID-Modell und ihre verbindliche Einstufung auf DQR-Level 6.

Die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) fordert Nachbesserungen im BAPID-Modell, ein vom Deutschen Pflegerat in Auftrag gegebenes Bildungskonzept. Die Abkürzung steht für "Bildungsarchitektur der Pflege in Deutschland".

In einer "kritischen Stellungnahme" begrüßt die DGF zwar die "Bemühungen des BAPID-Projekts, eine differenzierte Bildungssystematik und klare Rollenprofile für die Pflegeberufe in Deutschland zu etablieren". Der systematische Ansatz zur Professionalisierung und Akademisierung der Pflege sei ein wichtiger Schritt, um das Berufsbild weiterzuentwickeln. Allerdings sei die Fachweiterbildung und deren Bedeutung im Konzept "nicht hinreichend berücksichtigt" worden.

"Die Kompetenzprofile, die in Fachweiterbildungen erworben werden, reichen weit über die standardisierte Pflege hinaus und sind mit eigenständigem Handlungs- und Entscheidungsvermögen verbunden. Diese essenziellen Fähigkeiten werden im BAPID-Modell nicht adäquat abgebildet", heißt es im DGF-Schreiben, das Bibliomed Pflege vorliegt. Auch erkenne das BAPID-Konzept die Praxisorientierung der Fachweiterbildungen nur unzureichend an.

Forderung nach Einstufung in den DQR auf Level 6

Die DGF fordert eine Einordnung der Fachweiterbildung auf Level 6 im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) und begründet dies mit der

  • Komplexität der erworbenen Kompetenzen: Absolventinnen und Absolventen von Fachweiterbildungen übernehmen eigenverantwortliche, komplexe Aufgaben in einem hochspezialisierten beruflichen Tätigkeitsfeld mit einem hohen Maß an Entscheidungs- und Führungsverantwortung.
  • Vergleichbarkeit mit internationalen Standards: In vielen europäischen Ländern werden Fachweiterbildungen auf Bachelor-Niveau anerkannt. Mit Level-6-Einstufung würde die internationale Vergleichbarkeit und Mobilität von Pflegefachpersonen verbessert.
  • Stärkung der Durchlässigkeit im Bildungssystem: Weiterbildungsabschlüsse ließen sich auf akademische Programme anrechnen – für höhere Durchlässigkeit zwischen praxisorientierter Weiterbildung und akademischer Bildung und mehr Attraktivität des Pflegeberufs.
  • Anerkennung der zentralen Rolle von Fachweiterbildungen: Die geforderte Einstufung wäre ein Signal der Wertschätzung für die hohe Verantwortung und den unverzichtbaren Beitrag von Absolventinnen und Absolventen zur pflegerischen Versorgung.


Werde die Fachweiterbildung im BAPID-Modell vernachlässigt, berge dies erhebliche Risiken. So befürchtet die DGF eine Gefährdung der Versorgungsqualität, wenn die Fachweiterbildung nicht anerkannt oder gefördert werde, weil Fachpersonal entweder abwandere oder sich gegen Weiterbildung entscheide. Die unzureichende Wertschätzung im BAPID-Modell von in Fachweiterbildungen erworbenen Kompetenzen führe des Weiteren zu einer Schwächung der beruflichen Identität, weil sich weitergebildete Pflegefachpersonen benachteiligt fühlen könnten. Und schließlich untergrabe die Vernachlässigung der Fachweiterbildung im Kompetenzmodell die Bemühungen um eine Professionalisierung der Pflege.

Empfehlungen der DGF

Die DGF empfiehlt daher für die Fachweiterbildung die

  • systematische Einbindung in das BAPID-Modell als eigenständige Qualifikationsstufe mit klar definierten Kompetenzprofilen.
  • Einstufung auf DQR-Level 6, um ihre Bedeutung und Komplexität zu unterstreichen.
  • Förderung von Durchlässigkeit mit Mechanismen, die es ermöglichen, Kompetenzen aus Fachweiterbildungen auf akademische Studiengänge anzurechnen.
  • politische und rechtliche Verankerung, um die Position der Fachweiterbildung zu stärken und ihre Bedeutung im deutschen Bildungssystem langfristig zu sichern.


Nur mit einer systematischen Integration der Fachweiterbildung in das BAPID-Modell und ihre verbindliche Einstufung auf DQR-Level 6 könne die Fachweiterbildung „ihren Platz als tragende Säule der Pflegeprofessionalisierung behaupten und dazu beitragen, die Herausforderungen des deutschen Gesundheitssystems zu bewältigen“.

Das BAPID-Modell

Das Pflegebildungsprojekt BAPID hat das Ziel, nach der Pflegeberufereform im Jahr 2020 ein abgestimmtes Gesamtbild der Bildungslandschaft in den Pflegeberufen zu entwickeln, das sowohl bisherige Bildungskonzepte als auch künftige Anforderungen berücksichtigt.
 

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