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Monitoringstudie Pflegepersonalbedarf Bayern 2023

Was neue Zahlen über die Situation des Pflegeberufs in Bayern sagen

Die Pflegeausbildung ist stabil. Dennoch warten die Ausbildungszahlen auch mit einem "Weckruf" an Politik und Einrichtungen auf.

Die Bemühungen um die Pflegeausbildung reichen bislang "bei Weitem nicht aus" – so lautet ein zentrales Ergebnis der zweiten Monitoringstudie zum Pflegepersonalbedarf in Bayern, welche die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) am Montag vorgestellt hat. Selbst wenn die Ausbildungskennzahlen auf dem Niveau von 2022 blieben, werde in Bayern "sehr früh eine kritische Phase erreicht sein", sobald die Zahl der erfolgreichen Ausbildungsabschlüsse die Zahl der Renteneintritte von Pflegefachpersonen nicht mehr ausgleichen könne, teilte die VdPB mit. Die Vereinigung geht davon aus, dass der Kipppunkt noch in diesem Jahrzehnt eintreten wird. Das sei als Weckruf für Politik und Einrichtungen zu verstehen.

Kritischer Kipppunkt in Bayern noch in diesem Jahrzehnt

Zwar werde der "Mythos vom sogenannten Pflexit", der den Ausstieg aus dem Pflegeberuf als signifikante Größe zu beschreiben versucht, widerlegt. Trotz steigender Ausbildungskapazitäten sei aber schon bald mit einem Defizit zu rechnen. VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner sagte dazu:

"Das bedeutet nicht nur, dass wir um jeden Ausbildungsplatz kämpfen müssen, der uns beispielsweise durch schließende Krankenhäuser verloren gehen könnte. Das heißt auch, dass wir die personellen Ressourcen, die wir haben, viel besser nutzen müssen."

Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Pflegekompetenzgesetz sei dabei als wichtiger Impuls zu werten. Die Kompetenz- und Verantwortungserweiterung für Pflegeberufe sei alternativlos.

Sigl-Lehner will die Studienergebnisse zum Anlass nehmen, künftig das Kompetenzprofil der professionellen Pflege noch differenzierter darzustellen. Denn Fehlvorstellungen über Pflege seien weit verbreitet – selbst in der eigenen Berufsgruppe sei wichtig, das Profil professioneller Pflege zu schärfen. Aktuell beeinflussten allerdings die Rahmenbedingungen die berufliche Praxis, die einer eigenständigen und eigenverantwortlichen Aufgabenwahrnehmung der professionellen Pflege entgegenstünden.

Kein Pflexit, aber Verschiebung in bestimmte Beschäftigungssektoren möglich

Im Auftrag der VdPB haben die Dienstleistung, Innovation, Pflegeforschung GmbH (DIP) und die AGP Sozialforschung die aktuelle Datenlage auf knapp 250 Seiten zusammengetragen. An der Monitoringstudie haben sich rund 420 Betriebe der Versorgung und Bildung in Bayern beteiligt.

Michael Isfort vom DIP ergänzte, dass die Pflegeausbildung insgesamt etwa auf dem Niveau der Jahre vor Einführung der Generalistik liege. Die Aussichten seien nicht so negativ, wie mancherorts befürchtet. Seitens der Schulen planten sogar rund 37 Prozent einen Ausbau der Ausbildungskapazitäten, lediglich 7,7 Prozent wollten Plätze reduzieren.

Zwar deuteten die aktuellen Kennzahlen zu Ausbildungsabbrüchen nicht darauf hin, dass die generalistische Pflegeausbildung "riesige Verwerfungen" produziert hat. Noch sei aber unklar, wie sich die Pflegenden nach ihrer Ausbildung auf die Sektoren verteilten. Hier sei die Sorge von teil- und vollstationären Einrichtungen nachzuvollziehen, die befürchteten, dass sich Pflegende zunächst anderen Sektoren zuwenden könnten.

Krankenhausreform sektorenübergreifend planen

Die Studie hat auch die Pendlerbewegungen Tausender Pflegender untersucht. Dazu Isfort:

"Pflegende sind ortstreu – wir (…) wissen, dass Pflege vor allem dort qualifiziert und realisiert werden muss, wo sie erforderlich wird. Das heißt auch, dass bei Krankenhausstrukturreformen der (Aus-)Bildungsauftrag der Krankenhäuser mitbedacht und mitdiskutiert werden muss."

Nur wenn Zugänge zu Kooperationspartnern regional erhalten blieben, fänden teil- und vollstationäre Einrichtungen sowie ambulante Dienste auch Auszubildende, die sich regional qualifizieren ließen. Die Versorgung sei somit sektorenübergreifend zu diskutieren. Eine Krankenhausreform ohne die Betrachtung der ambulanten Pflege und der stationären Einrichtungen sei nicht vernünftig zu gestalten. Dieser Aspekt fehle aktuell in den Diskussionen in Berlin.

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