Am 13. September jährt sich der Welt-Sepsis-Tag zum zehnten Mal. Ungeachtet aller Fortschritte der Medizin gehören die Sepsis, also eine Blutvergiftung, und das Multiorgandysfunktionssyndrom weiter zu den häufigsten Todesursachen. Die Weltgesundheitsorganisation hält die Mehrzahl der weltweit jährlich über 11 Mio. Sepsis-bedingten Todesfälle für vermeidbar. Deshalb soll der weltweite Aktionstag für das Erkennen und Behandeln einer Sepsis sensibilisieren.
Schlüsselrolle von Pflegefachpersonen bei der frühen Erkennung und Behandlung einer Sepsis
Medizinjournalist Hardy-Thorsten Panknin verdeutlicht in seinem Fachbeitrag in Die Schwester | Der Pfleger, welche Schlüsselrolle Pflegefachpersonen bei der frühen Erkennung und Behandlung der Sepsis spielen.
Denn die Diagnose Sepsis sei schwierig zu stellen. So stünde weder ein singulär klinischer noch ein Laborparameter zur Verfügung, der eine Sepsis im Frühstadium voraussagen könne.
Bei kritisch Kranken könnten Primärsymptome der Sepsis wie Fieber, Hypothermie, Schüttelfrost, Hyperventilation, Bewusstseinsstörungen und Hautveränderungen fehlen.
Fortbildungscurriculum für Pflegeberufe zum Infektionsmanagement sinnvoll
Allerdings könne die Pflegefachperson die Beeinträchtigung und den Ausfall einzelner Organsysteme an bestimmten klinischen Markern erkennen: Verwirrtheit, Somnolenz oder auch psychoseartige Zustände könnten z. B. ein Hinweis auf eine septische Minderperfusion des Gehirns sein.
Die Vorbeugung nosokomialer Infektionen sei entscheidend, da die meisten Fälle von Sepsis bis zum septischen Schock auf solche Infektionen zurückzuführen seien, schreibt Panknin weiter.
Er hält deshalb ein spezielles Fortbildungscurriculum für Pflegeberufe zum Infektionsmanagement für sinnvoll.
"Gravierende Struktur- und Qualitätssicherungsmängel"
In einer gemeinsamen Pressemeldung fordern die Aufklärungskampagne #DeutschlandErkenntSepsis und die Sepsis Stiftung zum Welt-Sepsis-Tag die "dringliche Priorisierung von Sepsis" im Rahmen nationaler und internationaler Gesundheitsstrategien ein.
Die viel zu hohe Sepsis-Sterblichkeit in Deutschland sei v. a. zurückzuführen auf "gravierende Struktur- und Qualitätssicherungsmängel" im Gesundheitssystem.
Eine sofortige verpflichtende Einführung von Qualitätssicherungsmaßnahmen durch den Gesetzgeber könne z. B. die Sepsis-Sterblichkeit nahezu halbieren, ähnlich wie in Australien.
Außerdem stellt die Sepsis Stiftung 3 wesentliche Forderungen:
- Die Einführung von Rapid-Response-Systemen, die – infolge regelmäßiger Schulungen des innerklinischen medizinischen Personals – die Früherkennung unmittelbar lebensbedrohlicher Erkrankungen ermöglichen.
- Die Vorhaltung von Rapid-Response-Teams, über die erfahrene Notfallmedizinerinnen und -mediziner abteilungsübergreifend zur Hilfe bei Notfällen zur Verfügung stehen.
- Die effektive Nutzung von Fehlermeldesystemen für kritische Zwischenfälle (Critical Incident Reporting Systems) durch eine externe unabhängige Auswertung.