Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat ein Expertenpapier zur Pflege-Informatik-Initiative (PII) vorgelegt. Ziel sei, pflegerische Daten gleichwertig im Gesundheitssystem nutzbar zu machen und damit eine evidenzbasierte, sektorenübergreifende Versorgung zu ermöglichen, teilte der Verband am Freitag mit.
"Die Pflege ist die größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen – dennoch fehlen valide, interoperable Daten, um Qualität, Versorgung und Politik wirksam zu steuern", sagte der Leiter der DPR-Fachkommission Digitalisierung in der Pflege, Thomas Meißner.
Kerndatensatz und Datenzentren geplant
Das Papier fordert unter anderem die Entwicklung eines international anschlussfähigen Kerndatensatzes Pflege, der Routinedaten, Qualitätsindikatoren und Forschungsergebnisse strukturiert zusammenführt. Außerdem sollen Pflege-Datenintegrationszentren entstehen, die pflegespezifische Daten erheben, integrieren und auswerten – analog zur Medizininformatik-Initiative.
300 Millionen Euro für Infrastruktur
Für die Umsetzung schlägt der DPR ein Bundesförderprogramm "Pflege-Informatik 2030" mit mindestens 300 Millionen Euro vor. Damit sollen Infrastruktur, Studienplätze, Professuren und Promotionsprogramme finanziert werden. Weitere Forderungen sind ein Pflege-Datengesetz für rechtliche Grundlagen sowie die Anbindung an den European Health Data Space.
Hintergrund ist die bislang fehlende Evidenzbasis: Pflegerische Routinedaten sind in Deutschland schwer zugänglich, uneinheitlich dokumentiert und selten interoperabel. Internationale Beispiele wie Kanada oder Finnland zeigen laut DPR, wie standardisierte Pflegedaten Forschung, Qualitätssicherung und Steuerung ermöglichen können.