Primär private Dienste in der ambulanten Altenpflege enthalten teilweise ihrem Pflegepersonal die gesetzlich zugesicherte Corona-Prämie von bis zu 1.500 Euro vor. Dieser Ansicht ist die Gewerkschaft Verdi.
Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler sagte vor wenigen Tagen:
"Ausgerechnet Beschäftigten, die oft nur Mindestlohn bekommen und in der Corona-Pandemie extrem gefordert und gefährdet sind, auch noch die gesetzlich geregelte Prämie zu verweigern, ist einfach nur noch schändlich. Dafür kann es keine Entschuldigung geben. Wer Verantwortung für die professionelle Pflege übernommen hat und hier sein Geld verdient, muss auch in der Lage sein, eine staatlich finanzierte Prämie zu beantragen und an die Beschäftigten weiterzureichen. Alles andere zeugt von Desinteresse oder gegebenenfalls sogar von Selbstbereicherung."
Die Prämie wird von Bund und Ländern finanziert, die Auszahlung läuft über die Arbeitgeber. Ziel war laut Verdi eine Auszahlung bis Ende Dezember 2020. Die Gewerkschaft verwies auf eine Studie zu Löhnen in mehr als 1.000 Pflegediensten, nach der zum Jahreswechsel 2020/2021 noch mehr als 40 % der Beschäftigten auf die Prämie warteten.
Arbeitgeber verwundert über Vorwurf von Verdi
Der Arbeitgeberverband Pflege allerdings versicherte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, seine Mitgliedsunternehmen hätten die Prämie gezahlt. Dafür seien sie teils in Vorleistung gegangen, wenn das jeweilige Bundesland seinen Anteil noch nicht gezahlt habe. Die Frist zur steuerfreien Zahlung der Prämie sei bis 30. Juni 2021 verlängert worden.
Nicht berechtigt seien Pflegepersonen, die von März bis Oktober 2020 weniger als 3 Monate in entsprechend zugelassenen Pflegeeinrichtungen tätig waren.
Der Verband sei verwundert über die Anschuldigungen von Verdi. Die Gewerkschaft habe die Bedingungen und das Verfahren für die Corona-Prämie mitverhandelt.