Am Uniklinikum Gießen und Marburg (UKGM) haben 79 Prozent der Mitglieder der Gewerkschaft Verdi dem erzielten Verhandlungsergebnis für einen Tarifvertrag Entlastung und Beschäftigungssicherung zugestimmt, meldete die Gewerkschaft am Freitag. Beide Seiten hatten sich Mitte April auf Eckpunkte für einen Tarifvertrag Entlastung geeinigt.
Die Verdi-Tarifkommission werde nun "die Redaktionsverhandlungen für den Tarifvertrag Entlastung und Beschäftigungssicherung mit dem Arbeitgeber aufnehmen".
Arbeitgeber stimmt Verhandlungsergebnis zu
Der Vorstand der Rhön-Klinikum AG und die Geschäftsführung des UKGM hatten unmittelbar auf das Ergebnis des Mitgliedervotums reagiert, dieses begrüßt und auch selbst dem Verhandlungsergebnis zugestimmt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung des UKGM, Gunther K. Weiß, erklärte am Freitag:
"Dass 79 Prozent der Mitgliederinnen und Mitglieder dem Verhandlungsergebnis für den ‚Tarifvertrag Entlastung und Beschäftigungssicherung‘ zugestimmt haben, ist für uns Vertrauensbeweis, Vertrauensvorschuss und Auftrag zugleich."
Die Geschäftsführung sei entschlossen, gemeinsam mit den Mitarbeitenden und dem Betriebsrat die Vereinbarung umzusetzen.
"Gute und verlässliche Patientenversorgung als Grundlage von guten und verlässlichen Arbeitsbedingungen."
Schichtgenaue Personalvorgaben und Belastungsausgleich
Der laut Verdi bundesweit erste Entlastungstarifvertrag in einem privaten Krankenhaus beinhaltet unter anderem schichtgenaue Personalvorgaben für Stationen und Funktionsbereiche. Die Personalbemessung für die Krankenpflege (PPR 2.0) und die Psychiatrie (PPP-RL) würden in jeder Schicht verbindlich, in anderen Bereichen sollen feste Relationen von Beschäftigten zu Patientinnen und Patienten gelten.
Erstmals seien auch Lehrpersonal und Ambulanzen in die Regelungen einbezogen. Sollten die Vorgaben künftig verfehlt werden, so erhielten die Betroffenen einen Belastungsausgleich: Bei drei belastenden Schichten gebe es demnach ab April 2024 jeweils einen zusätzlichen freien Tag. Bis dahin – so Verdi weiter – erhalten die Beschäftigten pauschal vier zusätzliche freie Tage.
Bereiche wie Labore und Technik sollen 102 neue Vollzeitstellen erhalten. Zudem gelte der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen und Outsourcing nun auch für die rund 300 Beschäftigten der UKGM Service GmbH.
Der Einigung vorausgegangen waren unbefristete Streiks der Beschäftigten des UKGM vom 27. März bis zum 14. April. Zuvor hatte es bereits zehn Warnstreiktage insbesondere für einen umfassenden Schutz vor Ausgliederung und Kündigungen am UKGM gegeben.