Die Profession Pflege braucht dringend eine Selbstverwaltung mit einem Mitspracherecht auf allen Ebenen, auf denen politische Entscheidungen gefällt werden. Das hat der Errichtungsausschusses der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen (NRW) in einem am Dienstag veröffentlichten offenen Brief angemahnt. Adressaten sind alle Bundestagsabgeordneten in NRW.
Pflegekrise nur mit pflegefachlicher Expertise zu lösen
Die Vorsitzende des Errichtungsausschusses, Sandra Postel, nimmt die laufenden Koalitionsverhandlungen und die weiterhin "eklatante Situation in der Pflege" zum Anlass, um für ein Mitspracherecht der Pflege auf Bundes-, Landes- und Gemeindeebene zu appellieren.
Nur mit konsequentem sowie koordiniertem Handeln und unter maßgeblicher Beteiligung pflegefachlicher Expertisen ließe sich die Pflegekrise lindern.
"Die pflegefachliche Expertise gehört mit in die Entscheidergremien – auf Bundesebene genauso wie auf Landesebene. Es ist höchste Zeit, dass mit anstatt über Pflege geredet wird."
Die Situation in der Pflege sei "im höchsten Maße besorgniserregend". Den Errichtungsausschuss erreichten täglich Meldungen aus Krankenhäusern, dass ganze Stationen, OP-Säle und Intensivbetten für die Versorgung aktuell nicht zur Verfügung stehen, weil Pflegefachpersonal fehle. Aus gleichem Grund würden stationäre Einrichtungen der Altenpflege der Versorgung nicht mehr gerecht, ambulante Pflegedienste müssten nicht nur Patientinnen und Patienten abweisen, sondern auch Pflegeverträge kündigen, Träger ihre Pflegedienste auflösen.
Politischer Rückenwind dringend notwendig
Im Brief heißt es:
"In NRW wird sich zum 1. April 2022 die Pflegekammer mit über 200.000 Mitgliedern gründen. Das wird die Pflegenden in diesem Bundesland deutlich stärken. Dennoch ist der politische Rückenwind dringend notwendig, sodass die Errichtung von Pflegekammern in weiteren Bundesländern in die Wege geleitet wird. Die Beteiligung der Pflege in den Selbstverwaltungsgremien der Bundesebene ist aus unserer Sicht eine zwingende Voraussetzung, um weiteren Fehlentwicklungen entgegenzutreten."