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Diskussionen über Impflicht für Pflegende

Sachliche Aufklärung statt Zwang entscheidend

Söders Vorschlag einer Impfpflicht für Pflegefachpersonen stößt auf heftige Kritik aus der Pflege.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat am Dienstagmorgen im ZDF-Morgenmagazin eine Impfpflicht für Pflegefachpersonen ins Gespräch gebracht. Das stößt auf heftige Kritik aus der Pflege.

"Wir müssen uns überlegen, ob wir für die besonders hochsensiblen Bereiche, das sind die Alten- und Pflegeheime, den Schutz besonders erhöhen", sagte Söder im ZDF. Denn angeblich lehnten Pflegende es Söder zufolge ab, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen.

"Der deutsche Ethikrat sollte sich damit beschäftigen", so Söder.

Pflegeverbände lehnen Impfpflicht ab

Der Deutsche Pflegerat (DPR), der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Südost, die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) und die Bundespflegekammer lehnen eine Impfpflicht für Pflegefachpersonen strikt ab.

"Deutschlands Pflegefachpersonen benötigen keine Impfpflicht gegen das Corona-Virus. Zwang schafft keine guten Lösungen", sagte DPR-Präsident Franz Wagner.

Er plädierte stattdessen für 2 Schritte, mit denen sich seiner Ansicht nach die Impfbereitschaft "wesentlich erhöhen" lasse:

  1. Dringend nötig seien mehr gezielte und verständlich aufbereitete Informationen. Hier bestehe insbesondere in der Ansprache der Profession Pflege großer Nachbesserungsbedarf.
  2. Der Zugang zu Impfungen für das Pflegepersonal müsse so einfach wie möglich gemacht werden. Impfungen müssten vor Ort in Pflegediensten, Pflegeheimen, Krankenhäusern und Rehabilitationseinrichtungen erfolgen.

Auch die Geschäftsführerin des DBfK Südost, Marliese Biederbeck, betonte:

"Die Impfung gegen Corona muss eine freiwillige Entscheidung jedes einzelnen Menschen bleiben, und das muss auch für die Pflegenden gelten. (…) Es ist einfach ganz schlechter Stil, die Probleme beim Impfstart jetzt den Pflegenden in die Schuhe schieben zu wollen."

Außerdem gebe es für Söders Unterstellungen keine validen Zahlen.

Eine Impfpflicht für Pflegende sei die falsche Strategie bei der Bewältigung der Corona-Pandemie, argumentierte ebenso VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner Söders Vorstoß. Auch er sieht in umfassenden Informationen "das Mittel der Wahl".

Aufklärung nachhaltiger als Impfpflicht

Zwar sei in manchen Bereichen "eine gewisse Zurückhaltung" hinsichtlich der Impfbereitschaft zu erleben, eine generelle Ablehnung sei jedoch nicht zu erkennen.

Für die Akutpflege habe die Bayerische Krankenhausgesellschaft dem Klinikpersonal sogar eine hohe Impfbereitschaft bescheinigt. Das decke sich mit Sigl-Lehners Erfahrungen.

"Auch wir können eventuell auftretende unerwünschte Nebenwirkungen der Impfung nicht einfach leugnen, aber wir können ihnen die belegten und bekannten Risiken einer Corona-Infektion nüchtern entgegenhalten und so Überzeugungsarbeit leisten", so der VdPB-Präsident.

Das sei nachhaltiger als eine Impfpflicht.

So sieht das auch das Präsidiumsmitglied der Bundespflegekammer, Markus Mai.

"Aus guten Gründen hat die Politik bislang eine Impfpflicht abgelehnt. Noch längst sind nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden, die Pflegefachpersonen motivierend und wertschätzend vom Sinn der Impfung zu überzeugen."

Pflegefachpersonen seien sich ihrer Verantwortung durchaus bewusst. Mai ist sich sicher, dass sie sich weitgehend impfen ließen, wenn sie ausreichend informiert und aufgeklärt würden – falls dies noch nicht geschehen sei.

Wissenschaftlich begründete Impfempfehlung für Pflegende

Unterdessen wendet sich die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft mit einer wissenschaftlich begründeten Impfempfehlung an Pflegefachpersonen und bittet diese "um qualifizierte informierte Entscheidung zur Impfung gegen COVID-19".

Nach aktuellem Kenntnisstand sei das Risiko einer COVID-19-Impfung "ungleich geringer als das Risiko durch eine Infektion sich selbst, die Kolleg*innen und die Menschen mit Pflegebedarf zu gefährden".

Es spricht viel dafür, sich impfen zu lassen

Deshalb spreche unter Abwägung des Nutzens und des potenziellen Risikos der COVID-19-Impfung für professionell Pflegende viel dafür, sich impfen zu lassen.

Das sieht der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, genauso und betonte:

"Es soll sicherlich keine Impfpflicht geben. Ich appelliere aber an alle Pflegekräfte, ihre Impfentscheidung mit Professionalität und fachlichem Wissen, wie es hier zur Verfügung gestellt wird, zu treffen. Nur so können sie sich und die Menschen, mit denen sie arbeiten, schützen."

Bereits in der Vorwoche haben DPR, DBfK und Westerfellhaus an Pflegefachpersonen appelliert, sich gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen.

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