Die Fronten im seit Wochen schwelenden Tarifkonflikt um Entlastung des Pflegepersonals verhärten sich: Nachdem das Universitätsklinikum Bonn (UKB) am Donnerstag mit einer einstweiligen Verfügung gegen die streikenden Pflegenden an den Uniklinika in Nordrhein-Westfalen (NRW) gescheitert ist, hat sich die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) noch am gleichen Tag mit den Uniklinika solidarisiert.
In einem offenen Brief der unfallchirurgischen Klinken der Universitätsmedizin in NRW an die Gewerkschaft Verdi fordern die zuständigen Direktoren eine "zeitnahe einvernehmliche Rücknahme der drastischen Streikmaßnahmen während der laufenden Verhandlungen". Diesen Appell unterstütze die DGU, teilte sie mit.
"Hochgradige" Beeinträchtigung der unfallchirurgischen Versorgung
Die seit Anfang Mai laufenden "ausgedehnten Streikmaßnahmen" beeinträchtigten die Notfallversorgung "stark", mahnen die Direktoren in ihrem Brief. Insbesondere die Notfallbereiche seien in ihrer Handlungsfähigkeit "hochgradig beeinträchtigt". Dauerten die Streiks an, drohe "der Kollaps der bestreikten Regionen in NRW".
Notdienstvereinbarungen regelten zwar lebensrettende Operationen. Inzwischen hätten aber pro Universitätsklinikum "weit über" 300 Patientinnen und Patienten aus der Unfallchirurgie abgelehnt oder in andere Einrichtungen transferiert bzw. ihre notwendigen Eingriffe auf die Zeit nach dem Streik verschoben werden müssen.
Streik auf dem Rücken des ärztlichen Personals
Die Universitätsprofessoren der unfallchirurgischen Kliniken äußern zwar auch Verständnis für die Pflegenden. Sie fühlten sich ausgenutzt und wendeten sich vermehrt anderen beruflichen Tätigkeiten zu. Daher seien strukturelle und personelle Verbesserungen in den besonders beanspruchten Bereichen "zu begrüßen und ausdrücklich zu unterstützen".
Allerdings würden Studierende aufgrund der Streikmaßnahmen "in ihrer Ausbildung stark beeinträchtigt" und stellten ihre Berufswahl infrage. Der Streik werde auf dem Rücken von verunfallten Patientinnen und Patienten sowie dem ärztlichen Personal, das medizinisch und organisatorisch verantwortlich sei, ausgetragen.
Die streikenden Pflegenden kämpfen für einen Tarifvertrag Entlastung mit verbindlichen Personalbemessungen für sämtliche Arbeitsbereiche in den Kliniken und einem Belastungsausgleich für unterbesetzte Schichten.