Rund 133.000 offene Stellen im Durchschnitt des Jahres 2023 in Gesundheits- und Sozialberufen konnten einer Analyse zufolge nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor.
Fast ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Fachkräftelücke entfällt damit auf diese Bereiche. Laut Studienautor und Experte Jurek Tiedemann schwächte sich der Mangel zuletzt zwar leicht ab, die Situation sei jedoch weiterhin "sehr angespannt" und könnte sich in den nächsten Jahren sogar noch erheblich verschärfen.
Geschlechterklischees überwinden: Mehr Männer für Pflegeberuf begeistern
Schwierig zeigt sich die Lage in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie Altenpflege. Personen, deren Angehörige wegen fehlender Fachkräfte nicht betreut werden können, stünden dem Arbeitsmarkt nur eingeschränkt zur Verfügung, so Tiedemann. Wegen der Alterung der Bevölkerung sei auch hier mit steigendem Bedarf zu rechnen. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass bis 2049 mindestens 280.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt werden.
Die Experten sehen auch positive Entwicklungen. Die Ausbildungen zu Pflegefachfrau und -mann verzeichnen laut Bundesinstitut für Berufsbildung mit die größte Zahl an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Der Bedarf an qualifiziertem Personal steigt der Studie zufolge jedoch schneller, als neue Fachkräfte nachkommen.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird empfohlen, die Anreize für die Ausbildung in Gesundheits- und Sozialberufen weiter zu erhöhen. Eine direkte Ansprache männlicher Beschäftigter könne ebenfalls dazu beitragen, Geschlechterklischees zu überwinden und mehr Männer für eine Tätigkeit in diesen Berufen zu begeistern, so Tiedemann.
Quelle: dpa