Die Praxisanleitung als zentraler Baustein der generalistischen Pflegeausbildung komme im Alltag oft zu kurz, so lautete das Fazit des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe Nordwest (DBfK Nordwest) anlässlich der Diskussionen auf dem Junge Pflege Kongress Nordwest am gestrigen Donnerstag, wie der Verband in einer Presseaussendung mitteilt.
Die Referentin für Ausbildung beim DBfK Nordwest, Christina Zink, sagte dazu:
"Von den gesetzlichen vorgeschriebenen zehn Prozent Praxisanleitung, die während der praktischen Ausbildungszeit abzuleisten sind, sind wir faktisch weit entfernt."
Anspruch und Wirklichkeit
Dies sei auf dem Kongress deutlich geworden und würden Auszubildende immer wieder beklagen. Laut Zink zeige sich eine große Differenz zwischen Anspruch und Wirklichkeit:
"Die Aufrechterhaltung der Versorgung von Patient:innen und Bewohner:innen hat immer Vorrang, und in Anbetracht des permanenten Pflegepersonalmangels springt dann eben die Praxisanleiterin oder der Praxisanleiter ein. Das Nachsehen haben die Auszubildenden."
Um gesetzlichen Vorgaben zu genügen und "die Prüfungszulassung nicht zu gefährden, werde dann entsprechender Druck auf die Auszubildenden ausgeübt, ihre Tätigkeitsnachweise zu fälschen", heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Forderungen des DBfK Nordwest
Angesichts der Missstände fordert der Regionalverband:
- Praxisanleitende vermehrt freizustellen und ihren Anspruch darauf gesetzlich zu verankern
- Anreize seitens der Einrichtungen, damit mehr Pflegefachpersonen die Weiterbildung zur Praxisanleitung absolvieren
- Qualitätsvorgaben im Hinblick auf den Schlüssel zwischen Auszubildenden und Praxisanleitung, ausreichende Zeiten für Vor- und Nachbereitung, einheitliche Dokumentation
- Geeignete Sanktionen, damit Auszubildende nicht länger als vollwertige Pflegende eingesetzt und nicht zu Überstunden herangezogen werden.
Generalistische Pflegeausbildung kommt gut an
Der Kongress habe zudem deutlich gezeigt, dass die Generalistik insgesamt positiv bewertet werde. Dazu Zink:
"Die Vorteile wie zum Beispiel die Vorbehaltsaufgaben oder die internationale Vergleichbarkeit und Anerkennung überwiegen eindeutig. Dass einiges noch nicht rund läuft, ist doch klar. Wir als DBfK werden daran mitwirken, die generalistische Ausbildung weiterzuentwickeln, damit junge Menschen gut vorbereitet und qualifiziert in den Pflegeberuf gehen – und vor allem auch darin bleiben."
Dass dies wichtig sei, zeige ein aktuelles Stimmungsbarometer während des Kongresses: Demnach könnten sich rund 75 Prozent der Teilnehmenden nicht vorstellen, unter den vorherrschenden Arbeitsbedingungen den Pflegeberuf lebenslang auszuüben.
Zink betonte:
"Deswegen ist es so zentral, sich als beruflich Pflegende zusammenzuschließen und innovative Lösungsvorschläge zu machen. Einen davon haben wir als DBfK schon eine Weile im Angebot: unseren Pflegeberufegratifikationsschein."