Die Proteste des Pflegepersonals am Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) verschärfen sich. In einem erneuten Brandbrief richten sich die Pflegenden der Klinik für Intensivmedizin des UKE an Pflegedirektor und Vorstandsmitglied Joachim Prölß.
Sie fordern eine Entlastungsvereinbarung und kündigen an, notgedrungen bis Ende des Jahres selbst Vorkehrungen gegen die "ständige Überlastung" zu treffen. Das hat das "Hamburger Abendblatt" am Dienstag berichtet, dem nach eigenen Angaben der Brandbrief vorliegt.
1:2-Betreuung "bei Weitem nicht" möglich
Der hohe Arbeitsdruck führe dem Brief nach dazu, dass viele Pflegende die Klinik für Intensivmedizin verlassen und es immer wieder zu Situationen komme, in denen Patientinnen und Patienten "nicht mehr ausreichend pflegerisch versorgt werden und dadurch immens gefährdet" seien.
Eine Pflegefachperson in der Intensivmedizin könne und solle max. 2 Patientinnen und Patienten versorgen. Der UKE-Vorstand habe diesen Betreuungsschlüssel zwar nie infrage gestellt. Tatsächlich erreicht worden sei eine 1:2-Betreuung auch nach einer vorübergehenden Reduzierung der Bettenkapazitäten der Intensivstationen am UKE allerdings "bei Weitem nicht".
Ab Freitag bis Jahresende wollen Pflegende an freien Tagen nicht mehr einspringen
Erst Anfang November hatten Pflegefachpersonen der UKE-Notaufnahme in einem Brandbrief die Klinikleitung um Hilfe gerufen angesichts "katastrophaler Zustände".
Trotz einer mündlichen Zusage, eine Dienstvereinbarung mit dem Personalrat auszuhandeln, habe der Vorstand "bisher nur ausweichend agiert", zitiert das Abendblatt weiter aus dem Brief.
"Wir können nicht länger warten, wir brauchen jetzt eine Entlastung auf den Intensivstationen. Wenn der Vorstand nicht handelt, müssen wir uns selbst schützen: Warum sollten wir freiwillig weitere Dienste übernehmen, die für uns im Voraus nicht geplant sind? Warum sollten wir unsere Überlastung weiter befeuern?"
Dem Schreiben zufolge übernehmen bei Engpässen oft und kurzfristig Pflegende zusätzliche Schichten, die eigentlich freihaben.
Von diesem Freitag bis Ende des Jahres will das Pflegepersonal deshalb "Dienst nach Vorschrift" machen und an ihren freien Tagen nicht mehr einspringen, sollte es zu Engpässen kommen.
UKE verweist auf Gespräche
In Reaktion auf den erneuten Brandbrief argumentierte das UKE gegenüber dem Abendblatt, dass Abstimmungen zwischen Ärzteschaft und Pflegepersonal erfolgten, "um die Belegung situativ anzupassen". Die Pflegepersonaluntergrenze werde in der Intensivpflege im geforderten Monatsdurchschnitt eingehalten. Auch weiterhin sollen Lösungen erarbeitet werden, um diese und betriebliche Aspekte in Balance zu bringen.
Dass verbindliche Entlastungsregelungen sogar in einen Tarifvertrag einfließen können, zeigten vor wenigen Wochen die Gewerkschaft Verdi und der kommunale Krankenhauskonzern Vivantes.