Pflegefachpersonen (17 Prozent), Ärztinnen und Ärzten (24 Prozent) fällt es schwer, statistische Ergebnisse korrekt einzuordnen. Auch die Beurteilung der Evidenz und Vertrauenswürdigkeit von Fachinformationen gehört zu den für die Gesundheitsprofessionen schwierigen Aufgaben im Informations- und Wissensmanagement. Das sind Ergebnisse einer neuen Studie der Hertie School in Berlin und der Universität Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheitswissen.
Beurteilung von Evidenz fällt schwer
Bislang sei wenig darüber bekannt gewesen, wie leicht oder schwer es Gesundheitsprofessionen falle, sich auf dem aktuellen Wissensstand zu halten, Patientinnen sowie Patienten Informationen und Wissen verständlich zu vermitteln und dabei so zu kommunizieren, dass dies an deren Vorwissen und den Fähigkeiten anknüpft, beschreibt Doris Schaeffer von der Universität Bielefeld.
In der Onlinebefragung unter rund 600 Pflegefachpersonen, 300 Allgemeinmedizinerinnern und -medizinern sowie hausärztlich tätigen Internistinnen und Internisten wurden Fragen gestellt zu
- Informations- und Wissensmanagement
- Informations- und Wissensvermittlung
- patientenzentrierte Kommunikation
- professionelle digitale Gesundheitskompetenz.
Herausforderung: Fehl- oder falschinformierte Patienten
Besonders herausfordernd sei für Pflegefachpersonen (37 Prozent) und Ärzteschaft (45 Prozent) gleichermaßen mit fehl- oder falschinformierten Patientinnen und Patienten umzugehen.
Fehl- und Falschinformationen verunsicherten nicht nur, sondern führten auch zu unrichtigen Wissensannahmen. Aufgrund dieser Entwicklung seien die Gesundheitsprofessionen vermehrt gefordert, Wissen zu korrigieren und Umlernprozesse einzuleiten – eine schwierige und zeitaufwändige Aufgabe, betont Schaeffer.
Digitale Gesundheitskompetenz schwierigster Aufgabenbereich
Schwierigkeiten bereiteten beiden Seiten auch einzuschätzen, inwieweit kulturelle Unterschiede das Verständnis erschwerten (31 Prozent Pflegefachpersonen, 40 Prozent Ärzteschaft).
Mit Blick auf die patientenzentrierte Kommunikation bewerteten beide Gesundheitsprofessionen diese als einfachsten Aufgabenbereich. Die größten Herausforderungen sähen 13 Prozent der Pflegenden und rund elf Prozent der Ärzteschaft darin, zu gemeinsamen Entscheidungen mit Patientinnen und Patienten zu gelangen, etwa gemeinsam Ziele festzulegen und das weitere Vorgehen zu entscheiden. Auch Patientinnen und Patienten Raum zu geben, um Fragen zu stellen, fänden 14,3 Prozent der Pflegefachpersonen und knapp zehn Prozent der Ärzteschaft schwierig.
Schwierigster Aufgabenbereich sei für beide Gruppen die professionelle digitale Gesundheitskompetenz und Patientinnen sowie Patienten im Umgang mit digitalen Informationen zu unterstützen. Rund ein Drittel der Befragten schätze es als schwierig ein, Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, die Vertrauenswürdigkeit gefundener digitaler Informationen zu beurteilen oder ihnen dabei zu helfen, die richtigen digitalen Informationen ausfindig zu machen.